Tiefe Spuren: Das Vermächtnis der Mavoko Drei
Shownotes
Folge 2 von "Tiefe Spuren: Dein Freund und Täter"
Anwalt Willie Kimani, sein Mandant Josephat und ihr Fahrer Joseph verschwinden nach einem Gerichtsprozess im Sommer 2016 spurlos. Kurz darauf steht fest: Sie wurden entführt. Willies Team bei der Menschenrechtsorganisation IJM beginnt sofort mit der Suche nach den Dreien.
Während unserer Recherche trifft Leo IJMs leitende Psychologin Pamela in Nairobi, die damals an der Suche beteiligt war. Sie erzählt, wie sie Willies Eltern die Nachricht überbringen musste, dass ihr Sohn vermisst wird. Sein Vater spürt sofort, dass etwas Schreckliches passiert sein muss. Pamela würde ihn gern beruhigen – doch dann erhält sie kurz darauf einen Anruf.
“Das Vermächtnis der Mavoko Drei“ ist die zweite von zwei Folgen von “Tiefe Spuren - Dein Freund und Täter“. Nächste Woche geht es auf diesem Kanal ganz normal mit “Mord auf Ex” weiter.
“Tiefe Spuren” sind Spezialfolgen von “Mord auf Ex”, in denen wir aufwändige Recherchen erzählen. In den letzten Jahren haben uns immer wieder Menschen mit ihren persönlichen Geschichten kontaktiert, wir haben einige von ihnen lange recherchiert. Vor Ort. Auf ihren Spuren.
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Tiefe Spuren ist eine Produktion von Auf Ex Productions. Hosts: Leonie Bartsch, Linn Schütze Skript: Leonie Bartsch, Marvin Ku Produktion: Alexander Chouzanas Redaktion: Antonia Fischer, Maike Frye
Weitere Informationen, Bilder und Videos findet ihr auf Social Media unter: @mordaufexpodcast auf diesem Kanal.
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Transkript anzeigen
00:00:00: In dieser Folge geht es unter anderem um Gewalt.
00:00:03: Hört sie nur, wenn ihr euch damit sicher fühlt.
00:00:07: Bevor die Folge startet, kommen wir noch kurz zu unseren Werbepartnern.
00:00:10: Diese ermöglichen uns tiefgründige Recherchen wie diese hier zu finanzieren.
00:00:34: Auf den ersten Blick wirkt der Artigalana Sabaki River wie ein schlafenes Tier.
00:00:41: Im Schatten des Oldon Yosabuk Berges schlängelt sich der Fluss durch eine grüne Landschaft aus hohen Akazien und dichten Gräsern.
00:00:50: Das Wasser ist glatt und der Strom so ruhig und träge wie die Atemzüge eines dösenden Hundes.
00:00:58: Bis auf den ein oder anderen Lastwagen, der manchmal über eine schmale Brücke dondert und den maroden Beton zum Beben bringt, ist es ganz still hier.
00:01:08: Friedlich.
00:01:11: Die nächste Siedlung ist zehn Autominuten entfernt.
00:01:17: Würft man einen zweiten Blick drauf, dann wirkt der Fluss eher wie ein Tier, das nur so tut, als würde es schlafen.
00:01:25: Ein Tier, das eigentlich wach ist, aufmerksam.
00:01:30: Entlang des Flusses wird das Wasser an vielen Stellen von einer Schicht aus saftig grünen Pflanzen bedeckt.
00:01:38: Ein dichter Teppich aus Wasserhörzinden.
00:01:42: Es hat etwas Hypnotisches, wie sie in der schwachen Strömung treiben.
00:01:47: Und irgendwie hat man das Gefühl, dass sich unter dieser grünen Pflanzenschicht auch etwas verbirgt.
00:01:55: Etwas, dass sich in der Unschuld und der Schönheit des Countytant und in der schlammigen Tiefe ein Geheimnis trägt.
00:02:12: Ein knatternder Lastwagen reist mich aus meinen Gedanken.
00:02:15: Ich stehe auf der schmalen Betonbrücke.
00:02:18: Neben mir ist Joseph.
00:02:19: einer unserer Begleiter von IHM, den wir auch in der ersten Folge schon kurz gehört haben.
00:02:25: Wir sind zusammen an den Fluss gefahren und müssen jetzt erstmal schnell zur Seite, weil die Brücke nicht mehr Platz hat als für
00:02:33: einen Wagen.
00:02:46: Joseph kennt die Gegend hier gut.
00:02:49: Jetzt im Juni ist das Wasser im Fluss zurückgegangen, sonst ist der Pegel viel höher.
00:02:55: Auf ein paar großen Steinen am staubigen Ufer spielen Kinder, daneben wäscht eine Frau Kleidung im Wasser.
00:03:03: Vermutlich wohnen sie in einem der kleinen Häuser, die hier in der Nähe stehen.
00:03:08: Ein paar Meter weiter hat eine Mutter mit ihrem Sohn einen kleinen Grill aufgebaut und verkauft Maiskolben.
00:03:15: Und ganz hinten, noch weiter flussabwärts, stehen Fischer im Wasser, bis zu den Hüften zwischen den Wasserhörzänden.
00:03:25: Also hat es so viele Pläne gemacht?
00:03:29: Ja, es war sehr hart.
00:03:32: Es ist der zweitlängste Fluss Kenias.
00:03:35: Seine Quelle liegt in den zentralen Hochlanden.
00:03:39: Und er fließt weiter Richtung Osten bis in den indischen Ozean hinein.
00:03:44: Er fließt auch an Marwoko vorbei, am Gericht, an dem Ort, an dem diese Geschichte begonnen hat.
00:03:53: Auf den dreihundert neunzig Kilometern, die der Fluss durchs Land kommt, trägt er dabei den ganzen Müll der Gemeinden mit sich, die Flussaufwärtsleben.
00:04:04: Wenn man hier was reinwirft, hofft man, dass es weit, weit wegschwimmt.
00:04:25: Manchmal aber kommt es nicht so weit.
00:04:29: Die Fischer finden hier regelmäßig Treibgut, allerlei Metallschrott, Kanister und Plastikeimer.
00:04:39: Aber nicht nur das.
00:04:41: Immer wieder stoßen die Fischer zwischen den Wasserpflanzen auf etwas anderes.
00:04:47: Von der Strömung mitgespült bleiben sie sanft in den Teppichen der Wasserhürzinden hängen.
00:04:55: Tote Menschen.
00:04:56: Manche kommen aus Nairobi, andere aus Orten Deren Namen man nicht einmal mehr erfährt.
00:05:04: Und die Fischer haben auch nicht zum ersten Mal Leichen gefunden, sondern uns wurde gerade erzählt, hier werden ständig Körper gefunden von unidentifizierten Menschen, von Todesfällen, die nie aufgeklärt werden.
00:05:16: So, the other cases are unsolved.
00:05:17: So, yeah, most of them are unsolved.
00:05:19: And what happened in
00:05:20: Kenya,
00:05:21: they take those bodies to a mortuary.
00:05:24: And then, as an identifier, a non-person.
00:05:27: Viele der Toten werden nie identifiziert.
00:05:31: Man bringt sie dann zur Leichenhalle.
00:05:33: Wenn sich nach drei Monaten niemand meldet, kommen sie von dort in einen Massengrab.
00:05:39: In fact, just last month, this municipality here had said they are going to bury ... ... two hundred and seventy unknown bodies.
00:05:49: Just last month, it was in the newspaper.
00:05:52: Zweihundertseptzig Tote.
00:05:55: Einiger sind Verkehrstote, andere haben Schusswunden.
00:05:59: Und einige davon wurden von den Fischern aus dem Fluss gezogen.
00:06:08: Ich blicke auf die grünen Wasserpflanzen, die sich ständig bewegen.
00:06:13: Sie ziehen langsam unter mir vorbei.
00:06:15: Ich erkenne das Wasser darunter kaum.
00:06:18: Und ich kann nicht anders als mich zu fragen, treibt da irgendwo im dunklen Wasser auch jetzt gerade eine Leiche an uns vorbei.
00:06:28: Verdeckt von der grünen Pflanzenschicht.
00:06:43: Unser Begleiter Joseph bringt das Gefühl auf den Punkt, dass ich die ganze Zeit habe.
00:06:51: Es ist ein sehr schöner Fluss mit sehr
00:06:55: dunklen Geheimnissen.
00:07:29: Tiefe Spuren Das Vermächtnis der Mavocco III Eine Recherche von of X Productions veröffentlicht bei Mord of X. Du hörst die zweite von zwei Folgen.
00:07:46: Danach geht es auf diesem Kanal ganz normal mit Mord of X weiter.
00:07:52: Tiefe Spuren sind Spezialfolgen von Mord of X, in denen wir aufwendige Recherchen erzählen.
00:07:58: Immer wieder kontaktieren uns Menschen mit ihren persönlichen Geschichten.
00:08:02: Wir haben einige von ihnen lange recherchiert und recherchieren sie immer noch.
00:08:07: Von Zeit zu Zeit wollen wir euch ein dieser Fälle ausführlich erzählen.
00:08:11: Ihr werdet die Protagonistinnen und Protagonisten der Fälle selbst hören und wir sind vor Ort auf Recherche, auf ihren Spuren.
00:08:20: Das hier ist die Geschichte von Willy Kimani, einem Anwalt der versucht sein Land ein Stückchen besser zu machen.
00:08:28: Von einem Team, das sich auf die Suche nach ihrem Kollegen begibt und fast daran zerbricht.
00:08:35: Und von dem Mawoko III, dem dunklen Geheimnis des Flusses und dem Vermächtnis, das sie hinterlassen
00:08:42: haben.
00:08:44: Nee, es ist schlimm.
00:08:46: Wir rechnen mit allem Möglichen.
00:08:47: This
00:08:48: climate of
00:08:49: terror
00:08:49: must end.
00:08:51: Willi Kimani, sein Klang, Josford Mendoir und sein Fahrrad-Adressiv-Mirrori müssen gefunden
00:08:55: werden.
00:08:55: Wir sagen, dass
00:08:56: es auf der Stelle der Kenyans genug ist, genug ist.
00:08:57: Man sollte es besser gemacht haben, dass du mein Kind nicht beschädigt hast.
00:09:01: Mein Kind war in
00:09:02: deinen Händen.
00:09:02: Es war
00:09:03: ein Gefühl für
00:09:04: mich, für zwei Lungen.
00:09:06: Es war auf mich, um einen Kassel
00:09:09: der Zeit zu bringen,
00:09:10: bis
00:09:11: alle
00:09:12: frei sind.
00:09:55: Willi Kimani arbeitet bei der Menschenrechtsorganisation IOM in Nairobi.
00:10:00: Hier entdeckt er den Fall von Jasvat, einem Buda-Buda-Fahrer, der von einem Polizisten angeschossen wurde und der sich dann wehren will.
00:10:09: Am XXIII.
00:10:10: Juni, zwei Tausendsechzehn steht ein regulärer Prozester an.
00:10:15: Während Willy und sein Mandant im Gerichtssaal sind, werden sie draußen bereits observiert.
00:10:21: Nach der Verhandlung steigen sie ins Auto zu ihrem Fahrer Joseph.
00:10:26: Sie fahren los und dann verschwinden sie.
00:10:31: Einige Stunden später bekommt Jossfatt's Frau Rebecca einen Anruf.
00:10:36: Der unbekannte Mann am anderen Ende hat einen mysteriösen Zettel auf der Straße gefunden.
00:10:43: Der nahe legt, dass Jossfatt Willi und Joseph entführt wurden.
00:10:47: Rebecca meldet das sofort IOTM.
00:10:51: Das ganze IOTM-Team ist direkt in Alarmbereitschaft.
00:10:56: Sie versammeln sich jetzt nach und nach im Büro.
00:10:59: Aber niemand weiß etwas.
00:11:07: Das IOTM-Team bildet jetzt eine Art Taskforce.
00:11:11: Das ganze Team aus dreißig Mitarbeitern kommt zusammen und teilt sich in Gruppen auf.
00:11:19: Ein Teil von ihnen fährt zum Gericht.
00:11:22: Sie blicken sich auf dem Parkplatz um, fragen dort Mitarbeiter und Passanten, ob jemand die drei gesehen hat.
00:11:30: Das Team hört hier, dass es sein könnte, dass die drei vielleicht verhaftet wurden und jetzt in einer Gerichtszelle sein könnten.
00:11:38: Sie hoffen, dass das stimmt und sie dann einfach eine Kaution bezahlen könnten und die drei Cam wieder nach Hause.
00:11:45: In den Gerichtszellen ist allerdings keine Spur von ihnen.
00:11:49: Dann fährt das IOTM-Team zu dem Ort, an dem die Notiz an Rebecca gefunden wurde.
00:11:56: Es ist schon spät.
00:11:58: Um sie herum ist es dunkel.
00:12:00: Aber als sie zu dem Fundort fahren und sich dort umschauen, merken sie, das kann kein Zufall sein.
00:12:08: Nur ein paar Häuser weiter steht eine Polizeistation.
00:12:13: Auch ich sehe mich dort um.
00:12:16: Wir haben vorhin auch noch mit Menschen gesprochen, die ungefähr dort gewohnt haben, wo die Entführung stattfand, also bei der Überbrückung, bei den Railroads.
00:12:28: Und die haben gesagt, dass sie tatsächlich sogar die Geräusche aus dem Auto, aus dem Container gehört haben.
00:12:35: Die Polizeistation von Siokimau ist ein einfacher Bau, der zwischen trockenen Grasbüscheln steht.
00:12:43: Es sieht fast aus wie eine verlassene Baustelle.
00:12:47: Die Zellen sind heruntergekommene Metallcontainer.
00:12:50: Das bisschen Grün an den Wänden sieht aus, als hätte ein Feuer die Farbe abgenagt.
00:12:56: Hier vorne ist der Container, hier wurden sie festgehalten.
00:12:58: Und hier sind tatsächlich auch Leute vorbeigefahren, die Bodabodafahrer.
00:13:03: Und die haben in dem Container da vorne Schreie gehört, Klopfen gehört, Banging gegen die, gegen die Scheibe, gegen das Metall.
00:13:11: Und da vorne ist ein kleines Fenster.
00:13:14: Und da wurde dann tatsächlich diese Notiz rausgeworfen.
00:13:17: Also wir sind jetzt wirklich an dem Ort, wo sie festgehalten wurden.
00:13:22: Weil die Notiz vor dem Polizeikontainer gefunden wurde, verstärkt das eine Vermutung, die das IOTM-Team sowieso schon hatte.
00:13:32: Die Polizisten selbst haben etwas damit zu tun.
00:13:36: Konkret gesagt, der Polizist gegen den Willy und sein Mandant Jossfatt vor Gericht
00:13:42: klagen.
00:13:44: Das Team kommt spät in der Nacht hierher.
00:13:46: Sie laufen über das Gelände und sprechen und stampfen extra laut, damit sie gehört werden und vielleicht den einen oder anderen Hilferuf mitbekommen.
00:13:56: Aber sie hören nichts.
00:13:58: Was sie nicht wissen, Zu diesem Zeitpunkt sind Willi, Joseph und Joseph schon längst weg.
00:14:06: Während die IOTM-Taskforce dort alles absucht, telefoniert ein anderer Teil des Teams alle wichtigen Orte in Nairobi ab.
00:14:15: Sie rufen in Krankenhäusern, Arztpraxen und Polizeistationen an.
00:14:19: Nichts.
00:14:21: Sie rufen die Polizeiaufsichtsbehörde an.
00:14:24: Wieder nichts.
00:14:25: Sie kontaktieren Freunde in verschiedenen Bezirken der Stadt.
00:14:29: Niemand weiß etwas.
00:14:31: Mittlerweile sucht auch die Anwaltsvereinigung Kenias, bei der Willi Mitglied war, nach den Dreien führten.
00:14:37: Die drei Vermissten werden mittlerweile bekannt als die sogenannten Marwoko III.
00:14:43: Über das ganze Land hinweg halten zahlreiche Anwälterinnen und Anwälte ihre Augenroffen, ob irgendwo eine Spur von den Marwoko III auftaucht.
00:14:58: Und auch in Berliner IHM Büro bei Dietmar Roller, Fragen Sie nach.
00:15:02: Ich saß hier im Büro, ich saß an meinem Schreibtisch, der war nicht hier da vorne.
00:15:06: Und ich weiß auch noch ganz genau, ich habe an dem Moment, haben wir über eine Kampagne nachgedacht.
00:15:12: Und ich war da sehr konzentriert drin.
00:15:14: Als dann eben ein kleines, das war eine WhatsApp.
00:15:17: Es war keine, kein E-Mail.
00:15:18: Es war eine WhatsApp, die dann angab, hey, Willi ist verschwunden.
00:15:23: Wir sind dran.
00:15:23: Und das kam eben von einer Kollegin, mit der ich da sehr eng in Kenya auch im Kontakt war.
00:15:29: Als Geschäftsführer von EODM Deutschland ist Dietmar Roller bewusst, dass dieser Job gefährlich ist.
00:15:35: Dass er und sein Team sich in Gebiete begeben, die ihn das Leben kosten könnten.
00:15:40: Aber bisher ist ihn noch nichts derartiges passiert.
00:15:46: Ich werde das einfach nicht vergessen.
00:15:47: Ich habe dann erst mal alles liegen lassen.
00:15:49: Ich habe dann erst mal den Laptop zugemacht und bin dann erst mal ganz still selber in den Raum ganz hinten gegangen.
00:15:55: Ich dachte, naja, was machen wir jetzt?
00:15:57: Was haben wir damit?
00:15:59: Wie soll man damit umgehen?
00:16:00: Soll ich jetzt alle informieren?
00:16:04: Wie gesagt, die erste Reaktion war dann, naja, der taucht wieder auf.
00:16:06: Der ist vielleicht immer in der Autopane liegen geblieben oder so.
00:16:10: Dann habe ich selber beruhigt.
00:16:12: Dietmar kann aus Deutschland nicht viel tun.
00:16:14: Er fühlt sich verzweifelt und machtlos.
00:16:17: Während das IJM-Team in Kenia durch Nairobi fährt und die drei Verschundenen sucht, kann er einfach nur abwarten.
00:16:25: Vor allen Dingen auch andern tags morgens, ich weiß noch, wie ich dann, ich bin hier im Büro geblieben, ich hab hier hinten übernacht in dem Büro und ich dann morgens aufgewacht bin und das ja manchmal, ich weiß nicht, ob euch das auch so geht, man hat irgendwie eine Last, schläft ein und wacht dann morgens auf und plötzlich, plötzlich fällt dann der Stein wieder ein, den man auf dem Herzen hat und dann wird es ganz schwer.
00:16:45: und dann wird es ganz.
00:16:47: Und so ging es mir da morgens, dann bin ich aufgestanden, plötzlich kam das, was ist mit Willi.
00:16:53: Und dann war es so schwer, so dieses Gefühl von Angst, Verzweiflung.
00:17:01: Wie geht es weiter?
00:17:02: Und es lasst er dann so auf einem und dann sofort ans Handy geguckt.
00:17:08: Nee, es ist schlimm.
00:17:10: Wir rechnen mit allem Möglichen.
00:17:12: Dietma ist nicht der Einzige, der keine ruhige Nacht
00:17:15: hat.
00:17:15: Willis Frau Hena hat keinen Auge zugemacht.
00:17:18: Sie ist die ganze Nacht durch die Wohnung gelaufen.
00:17:50: Hannah schläft nicht.
00:17:52: Sie ist auch nicht.
00:17:53: Ihre Kinder verstehen die Welt nicht mehr.
00:17:56: Einer der Söhne, Castro, verbietet Hannah Willys Schuhe anzufassen.
00:18:00: Er platziert sie fein säuberlich an der Tür, für den Moment, in dem sein Papa wieder nach Hause kommt.
00:18:08: Aber neben ihrer eigenen Angst quält sie auch noch etwas anderes.
00:18:12: Nämlich die Frage, wie sagt sie jetzt Willys Eltern?
00:18:16: dass ihr Sohnern führt wurde.
00:18:21: Am
00:18:27: nächsten Morgen hält sie zittern den Hörer in den Händen.
00:18:32: Aber auch das schafft sie nicht alleine.
00:18:41: Ich bin hier gerade wieder im JM-Büro.
00:18:44: Ich gehe gerade noch mal meine Unterlagen durch.
00:18:46: Ich treffe nämlich jetzt gleich eine weitere Interviewperson.
00:18:50: Und zwar eine Kollegin von Willy.
00:18:53: Pamela ist ihr Name.
00:18:54: Ich habe sie gestern schon kurz gesehen.
00:18:56: Gestern war sie nämlich hier und ist auch Henna begegnet.
00:18:59: Henna ist komplett in Tränen ausgebrochen, weil die beiden eine ganz enge Bindung haben.
00:19:11: Das erste, was mir an Pamela Masakui auffällt, als ich sie begrüße und sie sich mir gegenüber setzt, ist ihre Ruhe.
00:19:21: In dieser Anwaltskanzlei, in der alle konzentriert und zielstrebig durch die Gänge rauschen, bildet sie einen stillen Gegenpol.
00:19:30: Fast so, als würde sie die Atmosphäre um sie herum für einen Moment herunterpegeln.
00:19:36: Ich verstehe direkt, warum man Pamela in Notsituationen um sich haben will.
00:19:41: Pamela ist Ende vierzig.
00:19:43: Sie trägt einen roten Blazer, eine rot gestreifte Bluse und eine Brille mit rötlichem Gestell.
00:19:50: Als
00:20:07: leitende Psychologin bei IOTM macht Pamela die Nachbehandlung bei Angehörigen von Opfern.
00:20:13: Auch an jenem Tag im Juni, im Jahr Jahrzehnte, kommt sie zum Einsatz.
00:20:19: Wie Henna hat auch Pamela eine schlaflose Nacht hinter sich.
00:20:24: Den Abend zuvor hat sie mit dem Team nach Ruhelie gesucht.
00:20:27: Sie ist so durch den Wind, dass sie am nächsten Tag auf dem Weg zur Arbeit sogar beinahe ein Unfall baut.
00:20:34: In Gedanken ist sie schon bei ihrer heutigen Aufgabe.
00:20:38: Heute fährt sie mit Hannah zu Willys Eltern.
00:20:42: Als Psychologin unterstützt sie Hannah dabei, wenn diese Willys Eltern sagt, dass ihr Sohn vermisst wird.
00:20:51: Wenn
00:21:11: Pamela das erzählt, merke ich noch immer, wie ergriffen sie ist.
00:21:16: In ihrem sanften Blick liegt Schmerz.
00:21:19: Pamela erzählt, wie Henna ihnen vorsichtig gesagt hat, Das Willi und die anderen beiden vermisst werden.
00:21:37: Das Gesicht
00:21:37: des Vaters, erzählt mir Pamela, wird sie nie mehr vergessen.
00:21:42: Man konnte förmlich spüren, welche Qual in ihm arbeitete.
00:21:46: Dieses Nicht-Wissen, wo sein Sohn ist, für den er alles gegeben hat.
00:21:51: Und dann erzählt mir Pamela von Gefühlen, die ich im ganzen Team schon gespürt habe.
00:22:22: Pamela und der Rest des Teams fühlen sich schuldig.
00:22:26: Sie fühlen sich verantwortlich für die Nachricht, die sie diesen alten Leuten überbringen.
00:22:48: Im Gegensatz zum IHM-Team und zu Hannah und Pamela, die zu diesem Zeitpunkt noch voller Hoffnung sind, die sich an den Gedanken klammern, dass Willi wieder auftaucht.
00:22:57: Daher geht sein Vater anders.
00:22:59: Er ahnt, dass etwas Schreckliches passiert ist.
00:23:02: Und er macht etwas, das man in afrikanischen Kulturen von älteren Menschen nicht kennt, erweint.
00:23:09: Einen über siebzigjährigen Wein zu sehen, ist etwas Zutiefst erschütternes, sagt
00:23:14: Pamela.
00:23:35: Eine Woche lang versucht Pamela anders zu denken als Willys Vater.
00:23:40: Die Hoffnung nicht aufzugeben, nicht daran zu zweifeln, dass Willi noch lebt.
00:23:46: Doch dann kommt der erste Juli.
00:23:59: Am Arty River stehen an diesem Tag wieder ein paar Fische im flachen Wasser.
00:24:07: Wie fast jeden Tag, mit hochgekrempelten Hosen und langen Stöcken, suchen nach klein Tilapia oder Welsen.
00:24:16: Nur heute finden sie keine Fische.
00:24:19: Heute schwimmt zwischen den grünen Wasserpflanzen, die auf der Oberfläche treiben, auch noch tote Körper.
00:24:41: Ich laufe über die Brücke zum Ufer.
00:24:43: Mein Begleiter Joseph von IOTM bleibt stehen, und zeigt auf eine Stelle am Rand, direkt neben der schmalen Straße.
00:25:13: Die
00:25:25: Leichen von Willi und dem Fahrer Joseph wurden als Erstes gefunden.
00:25:30: Jossfords Körper ist weiter flussabwärts getrieben.
00:25:34: Ihn hat man später geborgen.
00:25:38: Man sieht ihren drei Körper an, dass die seit einer Woche im Wasser liegen und deutliche Spuren von Gewalt und Folter aufweisen.
00:25:46: Ich gehe an den Rand der Straße und versuche, meine Gedanken zu sammeln.
00:25:50: Es ist so unvorstellbar, weil sie wirklich hier reingeworfen wurden und dann tagelang, eine Woche lang noch nicht gefunden wurden, weitergetrieben sind.
00:26:01: Aber der Gedanke ist schon ganz schön belastend, auch für die Familien vor allem, dass die Körper An so einem Ort entsorgt wurden, also wirklich weggeworfen wurden, als wenn sie nichts wert sind.
00:26:14: Und mehrere Tage, fast eine Woche lang hier rumgetrieben sind, dementsprechend natürlich am Ende auch ganz anders aussahen.
00:26:21: Ein Fluss mit dunklen Geheimnissen.
00:26:24: Wer die drei hier reingeworfen hat, hat gehofft, dass das Geheimnis zu ihnen ungelöst bleibt.
00:26:33: Dass sie einfach in die Statistik der nicht identifizierbaren Toten eingehen.
00:26:38: Wieso viele andere hier bereit?
00:26:41: Aber sie wurden gefunden.
00:26:45: Jetzt gilt es zu lösen, wer ihn das
00:26:47: angetan hat.
00:26:58: Der achte Tag der Suche bricht an.
00:27:02: Draußen
00:27:02: ist es
00:27:03: kalt.
00:27:04: Pamela legt gerade ihre Tasche ab, da klingelt das Telefon.
00:27:09: Ein Kollege ist am anderen Ende der Leitung.
00:27:14: Der Kollege hat an diesem Tag eigentlich frei, weil in seiner Familie gab es ein Todesfall, Und er muss heute im städtischen Leichenschauhaus den Körper des Verwandten abholen.
00:27:24: Aber dann sagt er, es sind drei neue Leichen gebracht worden.
00:27:29: Ihr müsst herkommen.
00:27:40: Pamela springt direkt ins Auto, zusammen mit einem Kollegen.
00:27:45: Sie kennt Willi gut.
00:27:47: Die beiden sind gute Freunde.
00:27:49: Sie liebt es mit ihm zu arbeiten.
00:27:51: Und sie hofft die ganze Fahrt lang, dass es nicht Willi ist, der dort gefunden wurde.
00:27:57: Dass es sich um ein Missverständnis handelt.
00:28:19: Willi ist tot.
00:28:21: Pamela muss ihn identifizieren.
00:28:23: Es ist ein Moment, den sie nie wieder erleben möchte.
00:28:27: Seht ihr nie gedacht, dass sie einmal über dem toten Körper ihres Kollegen stehen würde?
00:28:32: Der Anblick ist kaum zu ertragen.
00:28:34: Als Pamela die Körper sieht, kann sie ihre Fassung nicht halten und schreit laut
00:28:46: auf.
00:28:57: Während sie dort steht, denkt sie auch daran, wie sie es Hannah sagen soll.
00:29:02: Wie man einer Frau mitteilt, dass sie Ehemann tot ist.
00:29:06: Sie muss an diesem Tag auch die Familie des Fahrers, Josephs Familie, informieren.
00:29:12: Als keine Eltern, seine ängste Person ist seine Schwester.
00:29:16: Mit der war Pamela die ganze Woche über einen Kontakt.
00:29:19: Als sie die Nachricht überbringt, bricht die Schwester völlig zusammen.
00:29:48: Drei Stunden jemanden Halt zu geben, der in unermesslichen Schmerz weint.
00:29:53: Das verändert sie.
00:29:55: Pamela fragt sich, ob sie diese Arbeit überhaupt weitermachen
00:29:58: kann.
00:30:08: Willis Vater hat schon geahnt, was passiert ist.
00:30:10: Aber als er die Nachricht vom Tod seines Sohnes hört, ruft er, ich wünschte,
00:30:17: ich
00:30:17: wäre stattdessen gestorben.
00:30:28: Über eine Woche lang hat das Team gehofft, gesucht.
00:30:33: Aber vergeblich.
00:30:35: Das Büro, das sonst so trubelig und voller Leben ist, ist nun ganz merkwürdig still geworden.
00:30:41: Das Team setzt sich hin und redet.
00:30:44: Wie geht es jetzt weiter?
00:30:47: Diese Gedanken macht man sich auch in Berlin.
00:30:50: Dietmar Roller vom IJM-Deutschland-Team erzählt mir bei unserem Treffen, wie es ihnen erging.
00:30:55: Was mich bis heute belastet an der Situation ist eigentlich, dass die nicht einfach nur umgebracht wurden.
00:31:02: sondern dass man die auch ganz bewusst noch gefoltert hat.
00:31:05: Da kamen auch die Fragen auf, macht das überhaupt Sinn, was wir machen?
00:31:08: Wenn wir Leute, die so mit Energie da auch eingehen, wenn wir die so gefährden, also da kamen ja dann auch, das ist ja oft in so einer Situation, da kamen auch die Zweifel, sind wir da wirklich richtig unterwegs mit uns im Ansatz, ist es nicht zu gefährlich.
00:31:23: Die tägliche Arbeit seiner Kolleginnen und Kollegen in Kenia bestand ja darin, ihre Mandanten zu beraten, zum Gericht zu fahren.
00:31:31: und sie dort gegen Machtmissbrauch und polizeilicher Gewalt zu verteidigen.
00:31:36: Aber jetzt
00:31:36: sind ein Anwalt,
00:31:38: ein Mandant und ein Fahrer, die zum direkten Schutzkreis von IJM gehörten, genau dafür umgebracht wurden.
00:31:46: Diese Erkenntnis trifft die Mitarbeitenden bei IJM nun, obwohl sie eigentlich schon immer da war.
00:31:53: Auf einmal bekommen sie den Missbrauch, gegen den sie täglich vor Gericht gehen, am eigenen Leib zu spüren.
00:32:00: Heute waren es Willy und seine zwei Begleiter, die getötet wurden.
00:32:05: Morgen schon könnten sie selbst die Nächsten sein.
00:32:09: All diese Gedanken spricht das Team nun aus.
00:32:12: Sie diskutieren und reflektieren.
00:32:15: Nicht nur als Gruppe von Kollegen, sondern als Menschen, die mit Willy auch einen Freund verloren haben.
00:32:21: Diese Zeit damals schweißt sie aber auch enorm zusammen.
00:32:26: Und entfacht ein Feuer, das anfangs nur geglimmt hat.
00:32:30: Und nun stärker und stärker ludert.
00:32:33: Und in dessen Hitze sie nun einen Plan schmieden.
00:32:37: Eigentlich ist es ganz einfach.
00:32:39: Sie machen schlichtweg das, was eine Organisation voller Anwältinnen und Ermittlern wohl am besten kann.
00:32:47: Sie planen eine Anklage.
00:33:12: Das ist Janis Moschimi.
00:33:15: Sie ist thirty-four Jahre alt und Anwältin bei IOTM.
00:33:20: Unter ihrem schwarzen Blazer trägt sie eine weiße Blusung.
00:33:24: und am Kragen die typisch weiße Schleife, die alle chenianischen Juristinnen und Juristen im Gericht tragen müssen.
00:33:31: Dabei sind wir nicht im Gericht, sondern treffen uns im Konferenzraum, den das Anwalsteam mittlerweile in Willy Kimani Conference Room umbenannt hat.
00:33:42: Über Janice hängt auch ein Bild von ihrem alten Kollegen an der Wand.
00:33:47: Und wie Willi hat auch sie dieses warme Strahlen im Gesicht, wenn sie eine Anekdote erzählt.
00:33:53: Man kann sich aber auch gut vorstellen, wie sie sonst im Gericht so ist.
00:33:58: Wenn ich gerade etwas sage, dann hört Janice aufmerksam zu.
00:34:02: Sie schaut auch wie jemand, die sehr genau zuhört.
00:34:06: Ihr Blick hat dann etwas Nachdenkliches.
00:34:09: Als plane sie schon, was sie darauf entgegnen könnte.
00:34:13: Und wenn sie spricht, dann tut sie das kurz und klar, auf den Punkt, aber mit allen notwendigen Details.
00:34:20: Ganz die Anwältin eben.
00:34:23: Willi war zwar auch Anwalt, aber er war vor allem Field Investigator.
00:34:29: Also ein Ermittler im Feld.
00:34:32: Aus den Informationen, die Willi gesammelt hat, schnöte Janice dann ein juristisches Paket, mit dem sie vor Gericht gehen konnten.
00:34:44: JM
00:35:08: unterstützt zwar viele Betroffene, Aber sie ziehen nicht jedes Mal selbst vor Strafgericht.
00:35:15: Wie in Deutschland übernimmt die Staatsanwaltschaft die Anklage.
00:35:19: Dieses Mal aber wollte IOTM ebenfalls in den Prozess einsteigen, weil alle drei Opfer mit ihnen in Verbindung standen.
00:35:29: Jenis sagt, it was personal.
00:35:31: Es war persönlich.
00:35:33: Im Juni, als Willi, Josaphat und Joseph Tod aufgefunden wurden, Ist Janis fünfundzwanzig Jahre alt.
00:35:42: Und das Team entscheidet, dass ausgerechnet sie diesen Fall leiten
00:35:55: soll.
00:36:02: Eigentlich wäre diese Aufgabe etwas für einen ranghöheren Anwalt mit mehr Erfahrung.
00:36:09: Das ging aber nicht.
00:36:11: Denn der erfahrene Kollege, der in Frage käme, arbeitete mit Willi am Fall von Jossfatt mit.
00:36:18: Deswegen ist er im neuen Fall ein wichtiger Zeuge der Anklage und kann ihn nicht übernehmen.
00:36:28: Also liegt es nun an Janice, eine junge, frisch gebackene Anwältin, die auf einmal vor dem vielleicht schlimmsten Fall ihres Lebens steht.
00:36:57: Es ist keine Überraschung, dass das Gewicht auf ihren Schultern schwer lastet.
00:37:03: Denn es liegt jetzt an Janice für Gerechtigkeit zu sorgen.
00:37:12: Das Wichtigste an einem Fall, erzählt Janis, sind die Ermittlungen davor.
00:37:17: Nur so kann man so lückenlos wie möglich die Tat rekonstruieren.
00:37:23: Man muss so früh einsteigen wie möglich und versuchen, alles einzusammeln, solange die Spuren frisch sind.
00:37:31: Wie ein Fischer, der sein Netz auswirft.
00:37:34: In diesem Fall war der Fang Tau frisch.
00:37:45: Janis und das IOTM-Team finden heraus, dass Willi, Und Josphat nach ihrem Gerichtstermin einige Kilometer fahren, bis sie an einem Bahnübergang angehalten werden.
00:37:59: Einige Männer haben hier auf sie gelauert und blockieren mit ihren Bagen nun die Straße.
00:38:05: Sie stürmen raus und zerren die drei schreiend aus dem Auto.
00:38:10: Von den Männern trägt niemand eine Uniform.
00:38:13: Aber Willi und Josphat erkennen sie trotzdem.
00:38:17: Es sind Polizisten.
00:38:19: Unter ihnen ist auch derjenige, der Joss Fad schon vor einem Jahr im ursprünglichen Fall bedroht hat.
00:38:26: Fredrik Leleman.
00:38:31: Man muss wissen, dass Leleman nicht irgendein gewöhnlicher Polizist ist.
00:38:35: Zu dem Zeitpunkt war er der Leiter einer Spezialeinheit, die Special Police Intercept in Verification.
00:38:43: Es ist eine Abteilung für schnelle Eingriffe.
00:38:45: Sie arbeiten in kleinen Teams und undercover, tragen also Zivilkleidung statt Uniform.
00:38:51: Der Grund ist ihr Einsatzort.
00:38:54: Sie arbeiten dort, wo sie nicht auffallen sollen.
00:38:56: Straßenkriminalität ist eines ihrer Gebiete.
00:39:00: Darunter auch illegale Aktivitäten unter Bodabodafahrern.
00:39:04: Diese verdeckte Arbeit ist aber ein zweischneidiges Schwert.
00:39:07: Denn auch, wenn sie die Tarnung für die Arbeit in den Milieus brauchen, führt es auch zu weniger Transparenz darüber, wenn die Mitglieder dieser Spezialeinheit ihre Befugnisse überschreiten und ihre Macht missbrauchen.
00:39:22: Am späten Abend Bis zum Anbruch der Dunkelheit sitzen die Männer hier fest, ohne Wasser und Essen.
00:39:44: Dann gegen neunzehn Uhr bringen Lelliman und seine Komplizen sie weiter.
00:39:49: Während ihre Opfer gefesselt im Kofferraum liegen, fährt die Gruppe etwa hundert Kilometer weiter über dunkle Straßen, wobei an Industriegebieten, an lang der Mombasa Road.
00:39:59: Dann kommen sie an ihr Ziel an.
00:40:02: Ein abgelegenes Feld, nicht weit entfernt von der Autobahn.
00:40:06: Es ist nach Mitternacht.
00:40:09: Vor dem Feld fängt die Gruppe-Polizisten an zu diskutieren, ob sie die drei wirklich töten sollen oder nicht.
00:40:16: Aber Lelyman kann sie überzeugen.
00:40:19: Zuerst ist Jossfad
00:40:20: dran.
00:40:21: Sie zählen ihn aus dem Auto und prügeln mit so einer rohen und stumpfen Gewalt auf seinen Kopf ein, dass die Risse in seinem Schädel später in der Autopsie klar zu sehen sind.
00:40:31: Jossfad währt sich mit Händen
00:40:33: und Füßen.
00:40:34: Was überwältigen ihn, stülpen ihm eine Plastiktüte über den Kopf, wickeln ihm ein Seil um den Hals und drücken zu.
00:40:46: Dann ist Willi an der Reihe.
00:40:48: Wie bei Jossfad prügeln sie erst auf ihn ein.
00:40:51: Zertrümmern seinen Schädel, bis er irgendwann tot ist.
00:40:56: Zuletzt töten sie Joseph.
00:41:02: Die Leichen lassen sie noch dreißig Minuten liegen, damit auch der letzte Restleben aus ihren Körpern weicht.
00:41:08: Sie packen die drei in Jutesäcke und Plastiktüten und entsorgen sie nacheinander im Arty River.
00:41:17: Anscheinend geht das auch nicht an ihren Mördern spurlos vorbei.
00:41:21: Ein Mann, der später noch wichtig wird, raucht einen Zigarette nach der anderen.
00:41:26: Er schmeißt sich hier auf das Feld.
00:41:28: und hinterläs damit auch seine DNA.
00:41:43: Ich bin vor Ort, auf dem Feld, wo die Marvoko III getötet wurden.
00:41:49: Hinter mir tuckert der Motor unseres Vans.
00:41:52: Daneben rasen Autos über die Schnellstraße.
00:41:55: Ja, okay, jetzt sind wir gerade an der Straße, auf der mega viel los ist.
00:41:59: Und es ist unvorstellbar, dass wirklich hinter mir genau in dem Feld die drei ermordet wurden.
00:42:05: Ich schaue auf die Autobahn, die bis in die Innenstadt nach Nairobi führt.
00:42:10: Genau diese Straße ist damals auch der IJM Suchtrupp entlanggefahren.
00:42:16: Die Gruppe von IJM, die Anwälte, die Leute, die nach ihnen gesucht haben, sind hierher gefahren, sind hierher zur Polizeistation und dann auch wieder hierher zurück.
00:42:26: Und wussten nicht, dass wenige Meter daneben das gerade passiert.
00:42:31: Und es hat niemand gehört.
00:42:33: Aber hätte jemand das gesehen, hätte es vielleicht noch aufgehalten werden können.
00:42:36: Wieder also war das IOTM-Team ihren Kollegen so nah.
00:42:41: Aber es war bereits zu spät.
00:42:49: Es dauern nicht lange, bis ein anderer Teil der Polizei die ersten Verhaftung durchführt.
00:42:55: Frederick Lelliman gilt schnell als Hauptverdächtiger.
00:42:59: Auch aufgrund seiner früheren Geschichte mit Joss Fatt.
00:43:02: Daneben wird ein Mann festgenommen, der eng mit Lelliman zusammenarbeitet und eine Polizistin und ein Polizist der Polizeistation in Zyoki-Mau.
00:43:10: die an dem Tag Dienst hatten, als sie drei Männer verschwunden sind.
00:43:14: Trotzdem gibt es aber ein Problem.
00:43:17: Janis erklärt es so.
00:43:28: Das Problem ist, dass jeder der Polizisten erzählt, dass sie in der Tat Nacht ganz woanders waren.
00:43:34: Sie erzählen das hier nicht im Dienst und deshalb auch nicht in ihren Dienstgebieten
00:43:42: waren.
00:43:53: Im Fall von Frederick Lelyman, dem Hopfverdächtigen, zeigt auch die Auswertung der Telefondaten, dass sein Handy zu diesem Zeitpunkt ganz woanders war als in der Nähe des Tatorts.
00:44:04: Es gibt aber ein Beweisstück.
00:44:06: dass ihn doch mit dem Zhaar dort festnagelt.
00:44:09: Lelimans Polizeiradio.
00:44:34: Anscheinend hat Lelymann zwar daran gedacht, sein Handy für die Tat woanders zu deponieren, damit er nicht mit dem Tatort in Verbindung gebracht werden kann, aber er dachte nicht an das Polizeiradio, das im Auto ist und das ebenfalls getrackt werden kann.
00:44:48: Aber das Ermittlungsteam denkt an das Radio.
00:44:52: Und Sie sehen, die Route stimmt mit der Strecke überein, die zum Tatort führt.
00:44:59: Am Tatort selbst gibt es noch mehr belastbare Beweise.
00:45:02: die Polizeifel und Energy-Drink-Dosen, Plastikflaschen, Papiertüten, Fekalien und eine Menge Zigarettenstumme, die später ein bestimmtes DNA-Profil aufweisen.
00:45:12: Das Ermittlungs-Team vergleicht auch eine Reihe von Telefonnummern und Telefonaufzeichnungen.
00:45:18: Und sie prüfen, ob es über Einstimmung zu einem oder allen drei Tatorten gibt, dem Gerichtsgebäude in Marwokko, dem Ort der Tötung entlang der Mombessa Road oder dem Arty River, wo die Leichen entsorgt wurden.
00:45:31: Dabei passt eine Nummer zu allen drei Orten.
00:45:37: Die Nummer gehört dem nervösen Kettenraucher, der fürhin am Tatort eine Zigarette nach der anderen gequalmt hat.
00:45:44: Dem Lelliman ist der eine der wichtigsten Personen in diesem
00:45:48: Fall.
00:45:50: Dieser Mann ist Peter Engurger und er ist kein Polizist.
00:45:54: Unter seinem Alias ist er bekannter, Brown, denn Peter Engyui ist Polizeienformant.
00:46:03: Anfangs arbeitete er für Lelymans Chef.
00:46:06: Er machte seine Sache ziemlich gut, weshalb sie sich anfreundeten.
00:46:10: Vielleicht hat der Chef den Informanten auch weiter empfohlen, als sein Mitarbeiter Lelyman vor einem Problem stand.
00:46:16: Die Sache mit Jossfatt.
00:46:20: Lelyman kontaktierte den Informanten Brown und erklärte ihm, dass er diese Nervensege Jossfatt gerne loswerden würde und er dabei Hilfe brauche.
00:46:31: Und Browns Aufgabe ist Josphat zu beschatten.
00:46:35: Vielleicht erinnert ihr euch an die erste Folge.
00:46:39: Als Willy, Josphat und Joseph aus dem Gerichtsgebäude gehen, werden sie von einem Mann beobachtet, und der macht einen Anruf, der ihr Schicksal besiegelt.
00:46:51: Das Besondere ist jetzt, dass die Ermittlerinnen und Ermittler das nicht einfach so herausgefunden haben.
00:46:57: Nein, sie haben es erfahren.
00:46:59: Von Braun selbst.
00:47:02: Er hat sich gemeldet und zeigt und erzählt den Ermittlern jetzt alles, was er weiß, von wo aus er die drei vor dem Gericht beobachtet hat, dass er danach zu Lilliman ins Auto gestiegen ist und sie die drei verfolgt haben.
00:47:18: Er erzählt, dass sie zu viert waren, wie sie die Männer angehalten, festgenommen und später in der Polizeistation von Siokimau festgehalten haben.
00:47:28: Er erzählt, wie sie dann ins Feld gefahren sind, um die drei zu töten.
00:47:33: Braun zeigt sogar, wo das Auto stand, von dem er zugeschaut und währenddessen seine Zigaretten geraucht hat.
00:47:41: Sie seien dann in zwei Autos an den Fluss gefahren, um die drei zu entsorgen.
00:47:47: Die Polizei hat all diese Gespräche und Ortstermine auf Video.
00:47:52: Und auch, wenn Braun sich vielleicht von seinem Geständnis einen Vorteil erhofft hat, wird er ebenfalls verhaftet und angeklagt.
00:48:02: Auch wenn Polizeigewalt in Kenia täglich passiert, ist dieser Fall anders.
00:48:07: Die Anwälte von IJM, die Familien der Opfer und die Anwaltsvereinigung.
00:48:12: Sie alle gehen an die Öffentlichkeit.
00:48:15: Sie wollen einen Aufschrei.
00:48:17: Und der Aufschrei kommt.
00:48:19: Sehr, sehr laut.
00:48:36: Denn die Leute in Kenia gehen massenweise auf die Straße.
00:48:40: Selten hat ein Fall solche Konsequenzen gehabt und so eine Reaktion erzeugt.
00:48:45: Männer und Frauen in weißen, blutbespritzten Shirts, darauf ein großer schwarzer Schrift, Stop Police Executions, stop die Hinrichtungen der Polizei.
00:48:57: Anwälte marschieren neben Bürgerinnen, Aktivisten neben Politikerinnen.
00:49:02: In einigen Counties stürmen sie sogar Polizeigeländer und fordern lautstark die Rücktritte von Polizeichef und Innenminister.
00:49:12: Die Anwaltsvereinigung von Kenia schwört öffentlich, dass sie kollektiv in den Streik treten, aus Protest zum Tod von Willy, der ein Mitglied bei ihnen war.
00:49:22: Doch nicht nur auf die Polizei.
00:49:24: Auch auf die kenianische Regierung wird richtig Druck ausgeübt, um den Fall schnell und sauber aufzuklären.
00:49:46: Das Land will Veränderung.
00:49:48: Sie kämpfen
00:49:49: dafür.
00:49:51: sprießt da so ein kleiner Spross raus, der Hoffnung.
00:49:55: Und daraus wird dann eine kleine Pflanzung, plötzlich wird da ein kleiner Baum raus, wenn man heute zurückblickt.
00:50:01: Und so dieses Sprießen zu fühlen dann und so sagen, nee, das ist nicht hoffnungslos.
00:50:08: Willi hat
00:50:09: da auch mit dem, dass er gestoppt ist, einen Samen gelegt in einer Gesellschaft, die aufgewacht
00:50:15: ist.
00:50:16: Das liegt auch an der Stellung von IJM.
00:50:18: Die christliche Organisation ist gut vernetzt auf der ganzen Welt.
00:50:22: Nachdem Willi und seine Begleiter tot aufgefunden wurden, klingeln gleich die Telefone im amerikanischen Kongress und im State Department.
00:50:30: Es dauert nur wenige Stunden, bis die amerikanische Strafverfolgung ihre Unterstützung ankündigt und die US-Botschaft in Nairobi Anweisungen aus Washington bekommt, dass sich die Diplomaten den Fall anschauen sollen.
00:50:42: Kurze Zeit später schießen sich auch Diplomaten aus Großbritannien und anderen westlichen Ländern an.
00:50:48: Man könnte jetzt denken, dass alles sehr schnell geht.
00:50:52: Aber das tut es nicht.
00:50:54: Der Prozess zieht sich hin.
00:50:56: Jahre lang.
00:51:11: Die Anhörungen dauern sehr lang.
00:51:14: Über vierzig Zeugen werden gehört.
00:51:16: An einem guten Tag schafft man vielleicht ein Zeugen in zwei, drei Stunden.
00:51:21: Oft dauert es aber deutlich länger.
00:51:36: Janis geht früh morgens ins Gericht und spätabends wieder raus.
00:51:41: Pausen gibt es so gut wie keine für sie.
00:51:44: Denn gleich darauf muss sie ja den nächsten Verhandlungstag vorbereiten.
00:51:49: Die Verzögerung waren aber auch Teilstrategie.
00:51:52: Laut IATMs ist keine Seltenheit in Chemie, die Rechtsprechung zu verschleppen.
00:51:57: Skrupellose Strafverteidiger wollen bewusst den Prozess in die Länge ziehen und spekulieren darauf, dass die Betroffenen in ihrem Kampf um Gerechtigkeit irgendwann aufgeben.
00:52:07: Auch im Fall der Mawoko III schafft es die Verteidigung Anhörung zu verschieben und damit den Abschluss des Verfahrens hinaus zu zögern.
00:52:16: Einer der wichtigsten Punkte war das Geständnis des informanten Brown.
00:52:21: Im Prozess versucht die Verteidigung jedes Detail aus dem Geständnis zu zerflücken.
00:52:26: Die Verteidigung kritisiert, dass die Orte und Hinweise, die Brown gezeigt hat, der Polizei schon längst bekannt waren.
00:52:34: Sie behaupten, dass Browns Geständnis so zugeschnitten wurde, dass es exakt in die Version der Strafverfolgung reinpasst.
00:52:41: nämlich dass genau die vier Leute, welche die Polizei vor Braun verhaftet hat, auch die Morde begangen
00:52:47: haben.
00:52:48: Durch die Zweifel der Verteidigung verlängert sich der Prozess um zwei Jahre.
00:52:53: Und dann ist da auch noch die Covid-Pandemie, die die ganze Welt lahmlegt.
00:52:58: Auch die Gerichte in Kenia.
00:53:00: Wieder ein Jahr weg.
00:53:02: Während dieser ganzen Zeit ist es aber nicht nur ein Marathon für Janice und die anderen Juristinnen und Juristen.
00:53:09: Es ist vor allem emotional anstrengend für die Angehörigen.
00:53:13: In der Verhandlung fällt Rebecca, Jossfatz Frau, immer wieder an Ohnmacht.
00:53:19: Janice, die Anwältin, hat die Situation der Angehörigen so wahrgenommen.
00:53:43: Sechs Jahre dauert der Prozess.
00:53:45: Sechs Jahre vor Gericht.
00:53:47: Sechs Jahre hören Angehörige wie Willys Frau Hannah, wie der Ehemann gefoltert und getötet wurde.
00:53:55: Wie die Gezeiten werden die Erinnerungen an jede schreckliche Tage immer wieder angespült.
00:54:00: Eben ab kochen wieder hoch.
00:54:02: Janice sagt, für Betroffene wie Hannah war es besonders schlimm.
00:54:06: Mit jedem Jahr, das vergeht, werden ihre beiden Söhne älter.
00:54:10: Sie wachsen in ein neues Leben hinein.
00:54:13: Und trotzdem scheint das Leben einfach nicht voranzugehen.
00:54:20: Dann ist es soweit.
00:54:23: Am Zweiundzwanzigsten Juli, Zwei-tausend-zweiundzwanzig, fast auf dem Monat genau sechs Jahre nach der Entführung, nach siehundvierzig Zeugen, über Zwei-tausend Dokumenten und Tausenden Stunden im Gericht, nimmt die Richterin am rechter Tischplatz vor ihr.
00:54:39: sind ein Dutzend Mikrofone
00:54:40: aufgebaut.
00:54:50: Drei Jahre später sitze ich im IOTM Büro und frage Janice, wie sie diesen Moment wahrgenommen hat.
00:54:58: Und ich
00:55:02: sage allen, ich meine, alle auf dieser Seite sind die Familie, aber auch die jüngeren Personen sind ihre Familie.
00:55:15: Ewa hat einen guten Verdikt auf den Ende geholfen und wir waren nicht sicher.
00:55:21: Für Janis war es nervenaufreibend.
00:55:23: Jeder in diesem Saal hatte seine eigenen Wünsche und Erwartungen.
00:55:28: Zwei Stunden geht die Richterin durch jedes Detail, das vorgebracht wurde.
00:55:34: Und dann, endlich, ließ sie
00:55:37: vor.
00:55:47: Frederick Lilliman wird zum Tode verurteilt.
00:55:51: Er habe sowohl seinen Amt missbraucht, als auch aus niederträchtigen Rachegelüsten gemordet.
00:55:56: Wobei man dazu sagen muss, dass die Todesstrafe in Kenia seit nineteenhundertsehnundachtzig nicht mehr ausgeübt wird und Lelyman stattdessen eine lebenslange Haftstrafe absitzt.
00:56:07: Ein weiterer Mitheta wird so dreißig jahrenhaft verurteilt.
00:56:11: Die Polizistin, die dabei war, bekommt vierundzwanzig Jahre.
00:56:14: Die beiden haben auf dem Polizeiposten in Siochi-Mau gearbeitet, wo die Opfer festgehalten wurden.
00:56:21: Der Informant Brown erhält zwanzig Jahre.
00:56:24: Ein fünfter Angeklagte wird freigesprochen.
00:56:27: Der Mittler glaubt fest an seine Schuld, können sie aber nicht beweisen.
00:56:32: Es war ein bisschen verletzt, dass einer ausgeliefert wurde.
00:56:47: Aber
00:56:48: wir fokussieren auf, was wir hier achieved.
00:56:56: Janis erzählt, wie sie in diesem Moment sich umgedreht hat und in die Gesichter der Angehörigen schaut.
00:57:03: Aus einigen Gesichtern spricht die Freude, aus einigen aber auch die Enttäuschung, dass einer davon kommt.
00:57:10: Aber Janis ist zufrieden mit dem Ergebnis.
00:57:13: Vier haben sie immerhin erwischt.
00:57:23: Vor dem Fall der Mavocco III hat IOTM gerade mal zwei Polizisten vor Gericht bringen können.
00:57:29: Und keiner von denen wurde verurteilt.
00:57:31: Und diesmal hatten sie es sogar mit einer ganzen Einheit zu tun.
00:57:35: Aber Janice hat es geschafft.
00:57:38: Das Vermächtnis der Mavocco III ist ein weiterer Stein auf dem Fahrt in eine bessere Zukunft.
00:57:45: Laut IOTM wurden seitdem über fünfzig angeklagte Polizisten schuldig gesprochen.
00:57:50: Die durchschnittliche Verfahrensdauer ist auch kürzer geworden, weil die Justiz ihr Personal aufstockt.
00:57:55: Auch in den Strukturen der Polizei gab es so einige Änderungen.
00:57:59: Laut einer kindianischen Nachrichtenseite ist die Einheit, zu der auch Haupttäter Frederick Lelymann gehörte, aufgelöst worden.
00:58:06: Wenn Polizisten im Dienst sind, müssen sie für gewöhnlich jetzt auch Uniform tragen, um so erkennbar zu sein.
00:58:13: Die Bürgerinnen und Bürger wissen heute auch besser, an wen sie sich wenden können.
00:58:18: sollten sie Machtmissbraucher fahren.
00:58:20: Die Polizeiaufsichtsbehörde, die zu Willys Zeiten erst wenige Jahre bestand, übernimmt mehr und mehr die Führung bei Ermittlungen und weist auch Erfolge vor.
00:58:30: Dietmar Roller beobachtet die Situation schon seit vielen Jahren.
00:58:33: Auch er bemerkt eine Veränderung.
00:58:36: Und die hat mit Willys zu tun.
00:58:39: Das merkt man ja bis heute, dass es heute auch in China nicht mehr so ohne weiteres geht.
00:58:43: Da ist noch ein Weg zu gehen.
00:58:45: Aber wie viele Polizisten in der Zwischenzeit verurteilt wurden, zeigt, es ist nicht mehr, dass man als Polizist machen kann, was man will, einfach mal schnell abknallen und die Schulgäme noch in die Schuhe schieben.
00:58:57: Das geht nicht mehr.
00:58:58: Du kommst heute vor Gericht, Rechtssysteme fangen auch da an, ihre Wirkung zu entfalten.
00:59:04: Und es hat ganz viel mit Willi zu tun.
00:59:28: Als ich wieder ins Flugzeug steige, hab ich trotz aller Anstrengung, die die letzten Wochen mit sich gebracht haben, auch ein warmes Gefühl im Bauch.
00:59:39: Wir nehmen unsere Plätze ein, kleine Sicherheitseinweisung und dann heben wir auch schon ab.
00:59:54: Langsam werden unter uns die Lastwagen auf den Straßen Nairobi zu Ameisen und die Wolkenkratzer zu Zahnstochern.
01:00:03: Dann Felder, Berge und hinten ist auch ein Fluss, der sich durch die Landschaft zieht.
01:00:10: Vielleicht ist das ja der Arty River.
01:00:13: Ich muss wieder daran denken, wie ich mit Joseph unserem Begleiter von IOTM an diesem Fluss stand.
01:00:20: Kurz schüttelt es mich, wenn mir wieder in den Sinn kommt, was er mir erzählt hat.
01:00:26: Wie viele Menschen, die ihr Leben verloren haben, in diesen trüben Gewässern gefunden wurden.
01:00:33: Wie viele Hoffnungen mit den Wasserhörzinden den Strom
01:00:37: hinabtreiben
01:00:38: und irgendwann im Ozean
01:00:40: landen.
01:00:41: Wie viele Erinnerungen vergessen werden.
01:00:46: Aber Joseph hat mir auch etwas Schönes erzählt.
01:00:50: Das letzte Mal, als er an diesem Ufer stand, war da nämlich eine Gedenkfeier für Willi und die Marwoko III.
01:00:58: Erst hat man sich in Nairobi getroffen, wo IOTM zusammen mit anderen Betroffenen ein großes Konzert organisiert hat.
01:01:05: Mashozi Ayana haben sie die Veranstaltung genannt.
01:01:10: Tränen von gestern.
01:01:12: Und nach dem Konzert seien sie mit den Familien hierher an den Fluss gefahren, bis zu der Stelle, an der die Körper gefunden wurden.
01:01:22: Henna und die Angehörigen haben zum Gedenken Krenze und Blumen ans Ufer gelegt und Rosen in den Fluss geworfen.
01:01:32: Auch wenn wir aus einem grausamen Grund hergereist sind, habe ich in diesen zwei Wochen in Kenia auch wunderbare Menschen getroffen.
01:01:41: die für den Kampf für Gerechtigkeit über ihre Grenzen gegangen sind.
01:01:48: Dieses Wort ist hier oft gefallen, Gerechtigkeit.
01:01:53: Und mittlerweile haben wir uns jetzt für diesen Podcast mit genug Fällen beschäftigt, um uns zu fragen, was ist das eigentlich?
01:02:02: Okay, wer kann das schon sagen?
01:02:04: Aber ich glaube, dass ich etwas gelernt habe, das mich der Antwort näher bringt.
01:02:10: Vielleicht ist Gerechtigkeit nicht immer nur das Ergebnis, sondern ein bisschen auch der Weg dahin.
01:02:18: Ein Weg, den man am besten mit Menschen geht, die sich ebenfalls diese Frage stellen.
01:02:25: Menschen wie jener, die ich getroffen habe.
01:02:31: Janice, die Anwältin, hat erst dieses Frühjahr einen Preis bekommen.
01:02:35: Den International Human Rights Award der Schottischen Anwaltsvereinigung.
01:02:40: Diese sind auf ihr feuriges Engagement im Fall der Marwokko III aufmerksam geworden.
01:02:46: Pamela, die Psychologin, teilt ihr Wissen und ihre Empathie für Opfer von Gewalt, nicht nur bei Iot-Emen Kenia, sondern auch auf der ganzen Welt.
01:02:55: Willi hat bei seinen Eltern im Garten ein Grab bekommen.
01:02:58: Sein Vater kann dort aber nicht hingehen, es schmerzt so sehr.
01:03:03: Er hat durch den Tod seines Sohnes gesundheitliche Probleme bekommen.
01:03:07: Aber bis zum Urteil hat er trotzdem weitergekämpft und jahrelang für Gerechtigkeit demonstriert.
01:03:14: Dietmar und das IOTM-Team haben durch Willi, in den Fall der Marwoko III, noch mehr Antrieb bekommen für ihre Arbeit.
01:03:21: Wir können unheil nicht vermeiden immer.
01:03:24: Aber wir können aufstehen.
01:03:26: Wir können mutig sein.
01:03:27: Jeder von uns kann mutig sein.
01:03:29: Und wir können in dem kleinen, wo wir sind, anfangen, lauter zu werden, deutlicher zu werden, des Schweigen zu brechen.
01:03:37: Und das ist für mich eine Lebensaufgabe.
01:03:40: Das will ich auch weitermachen.
01:03:42: Und
01:03:43: ich denke, jeder von uns hat eine Macht.
01:03:45: Und die Frage ist, wozu setzen wir diese Macht ein?
01:03:49: Ich denke, wir brauchen die Macht, um Ohnmacht zu überwinden.
01:03:53: Der Fall hat sie nicht nur persönlich verändert, sondern auch in Kampfgeist.
01:04:02: Und dann ist da noch Ruhe-Lies-Ehe-Frau Henna, die am Schluss unseres Gespräches etwas sehr Besonderes sagt.
01:04:11: Und zu allen Familien, die similar sind.
01:04:15: Ich frage mich, dass du eine Justice für dein Leben hast.
01:04:18: Und es wird so viel zufrieden sein.
01:04:20: Und auch zu allen Organisationen wie AJM Kenya, Aipoa und
01:04:24: andere
01:04:27: in Afrika.
01:04:28: Die, die für die Recht kämpfen.
01:04:31: Die Menschen, die für sie kämpfen, sind unabhängig.
01:04:36: Du gehst immer mit einem
01:04:37: Kass.
01:04:38: Für all die Familien, die gerade in ähnlichen Fällen stecken, bete ich, dass sie Gerichtigkeit erfahren werden.
01:04:45: Und für alle Organisationen wie IJM, die für Rechte derer kämpfen, die selbst nicht kämpfen können, macht weiter.
01:04:53: Ein Fall nach dem anderen.
01:04:59: Bis alle frei
01:05:00: sind.
01:05:17: Achtung, Polizeigewalt passiert weiterhin täglich in Chemie.
01:05:21: Viele der Geschichten fangen etwa so an wie die von Willi, Josphat und Joseph, dass ein unschuldiger Mensch einfach zur falschen Zeit am falschen Ort ist.
01:05:30: Aber das können wir ändern.
01:05:32: Deswegen starten wir eine Spendenaktion für mehr Justice-Center, also Orte, an denen diesen Menschen geholfen wird.
01:05:39: Wir haben durch diese Recherche gemerkt, wie wichtig die Arbeit von Menschenrechtsorganisationen wie IOTM wirklich ist.
01:05:46: Nicht nur für betroffenen Kenia.
01:05:48: sondern auch für unser eigenes Verständnis von Gerechtigkeit, mit der Frage, in welcher Welt wir leben wollen, ob Menschen, die unschuldig sind, überhaupt eine Chance bekommen, ob Gewalt einfach hingenommen wird oder ob jemand widerspricht.
01:06:02: Wir haben dafür ein kenianischen Kaffee auf den Markt gebracht und beschlossen, alle Gewinne aus dem Expresso-Projekt fließen an IJM, damit mehr Justice-Center entstehen können, damit mehr Betroffene Unterstützung bekommen durch Anwälte, Psychologinnen, bevor es zu spät ist.
01:06:20: Den Link zur Spendenseite von IOTM und zum Expresso findet ihr in unserer Folgenbeschreibung und auf unseren Social-Media-Kanälen.
01:06:28: Weitere Videos, Fotos und Infos zum Fall findet ihr unter Ad-Mod-of-Ex-Podcast auf TikTok und Instagram.
01:06:37: Das war Tiefe Spuren.
01:06:44: Recherche und Skript Leonie Bartsch, Marvin Kuh, Antonia Fischer, Lin Schütze, Maike Freie, Greta Kastner.
01:06:51: Audio-Produktion Alexander Husanas.
01:06:54: Projektkoordination Marie Noelte.
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