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Einsamer Heimweg

Shownotes

Island gilt Mitte der 2010er-Jahre als eines der sichersten Länder der Welt. In Reykjavík lässt man die Haustür unverschlossen, trampt, um in einer eisigen Nacht schneller nach Hause zu kommen – und fühlt sich trotzdem sicher. Doch als die 20-jährige Birna Brjánsdóttir im Januar 2017 spurlos verschwindet, gefriert dieses Vertrauen.

In dieser Folge sprechen Linn und Leo über den Fall, der das Land über Nacht verändert hat – und eine ganze Nation schockierte. Diese Tragweite und Details zum Fall erklärt uns Prof. Dr. Sebastian Kunz. Er ist heute Leiter der Rechtsmedizin in Ulm, 2017 war er auf Island tätig – und von Beginn an in die Ermittlungen zum Verschwinden von Birna eingebunden.

Eine Produktion von Auf Ex Productions. Hosts: Leonie Bartsch, Linn Schütze Recherche: Silke Schröckert Redaktion: Antonia Fischer Produktion: Lorenz Schütze, Julian Ortleb Interviewpartner: Gerichtsmediziner Prof. Dr. Sebastian Kunz

Quellen (Auswahl) Interview mit Prof. Dr. Sebastian Kunz Artikel Island Monitor Artikel The Guardian Artikel BBC Artikel SZ

Mehr Informationen, Bilder und Videos zum Fall findet ihr auf Social Media unter @mordaufexpodcast

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Transkript anzeigen

00:00:29: Hallo, hallo, hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge Mord auf Ex.

00:00:34: Hallo, mein Name ist Leonie Bartsch.

00:00:36: Mein Name ist Jens Schütze.

00:00:37: Wir sitzen gerade zusammen, machen wieder im Bett.

00:00:40: Ich weiß, eigentlich wollten wir immer ein professionelles Aufnahmestudio bauen.

00:00:43: Da

00:00:43: arbeiten wir noch.

00:00:45: Ja, wir gehen ein bisschen... zurück zu unseren Anfängen und ich mag's.

00:00:49: Ich mag's auch.

00:00:50: Vielleicht müssen wir unser Aufnahmestudio auch in Form eines Bettes bauen.

00:00:53: Könnte sein.

00:00:54: So wie

00:00:54: hier, nur noch ein bisschen professioneller ist die, wenn da auch Schaumstoff-Tonendämpfer, wie auch immer man das nennt, davor haben.

00:01:01: Wir

00:01:02: schon nicht wissen, wie es genannt wird.

00:01:04: Für mich ist einfach nur, alles muss flauschig sein.

00:01:06: Eigentlich könnte das Tonestudio auch mit ganz vielen Frettos ausge... Ich wollte nicht Stopp sagen, kurz habe ich das gedacht, aber was wollte ich nicht sagen, sondern mit ganz vielen Fredos ausgestattet, was impliziert, dass wir von auf X Productions noch mehr Hunde adoptieren.

00:01:20: Und dann haben wir den besten flauschigen Sound.

00:01:23: Dann kommt immer so ein kleines ...

00:01:27: Ah,

00:01:28: weiß ich nicht.

00:01:29: Aber es passt, dass ich gesagt habe, wir gehen zurück zu den Anfängen, weil ich habe eine Frage für dich.

00:01:34: Eigentlich weiß ich schon ein bisschen die Antwort und ... Ich hoffe, dass du eine Story erzählst, die du, glaub ich, schon mal bei Mord of X erzählt hast, aber die kennen nur die Uhr-Axis.

00:01:42: Mhm.

00:01:43: Meine Frage an dich, Leo, ist, warst du schon mal allein feiern oder bist zum Beispiel alleine in einem Club geblieben, wenn deine Freunde schon gegangen sind?

00:01:53: Ah, ich glaub, ich weiß, welche Story du hinaus willst.

00:01:56: Mhm.

00:01:57: Also ... Alleine feiern, glaub ich, passiert ja mal häufiger, wenn man irgendwie Leute verliert beim Feiern gehen.

00:02:03: Ich glaub, das ist mehr häufiger passiert früher.

00:02:05: Aber so richtig alleine feiern gegangen bist du noch nie?

00:02:07: Richtig,

00:02:08: ganz ohne jemanden bin ich noch nie.

00:02:10: Ich auch nicht.

00:02:11: Und ich bewundere das sehr, wenn das Leute gemacht haben.

00:02:13: Also, ich würde viele Dinge, glaub ich, alleine auch lieber tun, fast sogar manchmal als zusammen.

00:02:19: Zum Beispiel, finde ich, eine Zeit lang fand ich Kino alleine viel besser als mit Leuten zusammen.

00:02:24: Das

00:02:25: würde ich mich auch nicht.

00:02:26: Ich bin so ... Du kannst so ein Intro wert, das glaubt man gar nicht bei dem, was ich mache, aber das würde ich mich nicht trauen.

00:02:32: Aber

00:02:32: es ist eigentlich perfekt für Introverts, weil du kannst reinschlüpfen, wenn es schon dunkel ist, du musst mit niemanden während des Films irgendwie interagieren und du hast den Film so ganz alleine auf dich wieder wirkt.

00:02:41: Aber du

00:02:41: hast keine Sicherheitsperson.

00:02:44: Das ist natürlich problematisch, aber ansonsten ja und alleine essen genauso, finde ich.

00:02:51: Ja, keine Ahnung, das ist alles okay, aber alleine Feier finde ich krass.

00:02:54: Und ich glaube, ich weiß doch, welches Story du hinaus willst, weil manchmal kann man ja auch gar nicht anders als quasi alleine im Club zu sein, wenn man all seine Freundinnen und Freunde verliert.

00:03:03: Und ich erinnere mich an eine Nacht, das war irgendwie das Bescheuersteilerzeiten, da war ich zu betrunken und ich bin vorm Club auf einer Parkbank eingeschlafen.

00:03:14: Und auf dieser Parkbank hat mich... Irgendwann eigentlich auch das Rezept für Truecram-Fälle, Mohamed, geweckt und gesagt, hey, du musst nicht hier einfach auf einer unbequenen Parkbank schlafen.

00:03:23: Du kannst auch bei mir schlafen.

00:03:25: Ich habe einen, jetzt kommt es, Leute, Matratzenladen um die Ecke.

00:03:30: Also ich würde jetzt erst mal denken, nicht mit einem fremden Mann mitgehen.

00:03:35: Ja, jetzt, nachdem ich schon über zwei Hundert Truecram-Folgen aufgenommen habe, denke ich das auch.

00:03:39: Damals habe ich das noch nicht gedacht.

00:03:40: Und ich war wirklich einfach super dumm und betrunken.

00:03:43: Und hab Mohamed vertraut,

00:03:45: aber

00:03:45: das Gute ist, Mohamed war auch ein wirklich netter Mann und hat nicht gelogen.

00:03:50: Und im Endeffekt hat er mich dann wirklich in seinen Matratzenladen gebracht und hat mir dort ein Bett einfach halt zur Verfügung gegeben.

00:03:56: Und am nächsten Tag hat sich herausgestellt, dass das leider aber auch das Bett im Schaufenster war.

00:04:01: aufgewacht bin.

00:04:03: Oh mein Gott, diese Geschichte ist immer noch unglaublich.

00:04:06: Aber was für ein toller Mensch ist Moa?

00:04:08: Komplett!

00:04:08: Er hat mein Handy geladen in der Zeit, wo ich geschlafen habe.

00:04:11: Da hat er mich am nächsten Morgen zur Bahn gebracht.

00:04:12: Da war meine Freundin kurz davor, die Polizei zu rufen.

00:04:15: Er hat gerade schon einen

00:04:16: Notruf gewählt.

00:04:17: Die haben wirklich irgendeine Minute, wo ich gekommen bin, angefangen zu weinen und waren so, wie sind wir?

00:04:22: Am Handy mit der Polizei.

00:04:24: Ja, verständlich.

00:04:25: Ja,

00:04:25: das war schon heftig.

00:04:26: Also, Mohamed, aus Münster, wenn du das hörst.

00:04:29: Lewis, dir bis heute sehr, sehr dankbar.

00:04:31: Komplett,

00:04:31: Mohamed.

00:04:32: Und jetzt hab ich endlich mal wieder einen zu dumm zum Verbrechen mitgebracht, bevor wir mit unserem Fall starten.

00:04:38: Und das ist wirklich eine Geschichte.

00:04:41: Ich dachte, ich hab schon alle zu dumm zum Verbrechen gehört.

00:04:44: Das noch nicht.

00:04:52: Es geht nach München und ... Es geht um einen Dieb, der dachte, er hat den absoluten Jackpot geknackt.

00:05:01: Er war nämlich in der U-Bahn in München und hatte eine Papiertüte gesehen.

00:05:06: Und das war nicht irgendeine Papiertüte, das war eine ganz schicke Tüte und darauf stand der Name Prada.

00:05:14: Und da hat er auch so Seitenpapier drin gesehen und dachte sich, oh.

00:05:17: Diese Tüte von dieser älteren Dame, die auch noch daneben steht, die nehme ich mit, da wird eine Handtasche drin sein, da wird Schmuck drin sein, irgendwas, was ganz, ganz wertvoll ist.

00:05:27: Er weiß wahrscheinlich nicht, dass Frauen manchmal auch besonders coole Papiertünten ... auf wie sie stolz sind, vielleicht auch aufbewahren und damit auch alle anderen möglichen Dinge zu transportieren.

00:05:37: Weil dafür nimmt man lieber die Pradattasche statt die Kicktüte.

00:05:41: Ja, das passiert manchmal.

00:05:43: Hier ist aber noch ein ganz anderes Unglück, kann man sagen, vor passiert.

00:05:49: Die Dame war nämlich in der Münchner Innenstadt mit ihrem Mops, mit ihrem kleinen Hund.

00:05:55: Und die waren da shoppen.

00:05:58: Und aber auf einmal ... ist der Hund gestorben.

00:06:01: Oh Gott.

00:06:01: Weil er wahrscheinlich schon ein bisschen älter war und irgendwie das vielleicht zu stressig war.

00:06:07: Und die Dame, die war dann ganz überfordert.

00:06:09: Was macht sie jetzt mit ihrem toten Mops, der da mitten in der Münchner Innenstadt liegt?

00:06:13: Oh

00:06:13: mein Gott.

00:06:14: Da hat sie bei Prada gefragt, ob sie die Tasche bekommt.

00:06:17: Sie war direkt vorm Prada-Store, ist das passiert ist.

00:06:21: Und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die waren total freundlich und haben gesagt, wir helfen dieser sehr aufgelösten Dame und ... geben ihr zumindest etwas, wie sie ihren Hund nach Hause transportieren kann, bevor sie ihn beerdigt.

00:06:33: und so haben sie den Hund ein schönes Seidenpapier gelegt

00:06:37: und

00:06:37: in diese Tasche gepackt.

00:06:39: Als sie dann aber kurz nicht hinschaulte, hat jemand diese Tasche geklaut, weil er dachte, darin wäre.

00:06:45: irgendwas anderes wertvolles.

00:06:47: Aber in Wirklichkeit hat dieser Dieb nur einen toten Mops geklaut.

00:06:51: Das ist die schlimmste Geschichte, die ich jemals gehört

00:06:53: habe.

00:06:55: Die ist so

00:06:55: schlimm auf ganz vielen Ebenen.

00:06:57: Ich wüsste das auch einfach schlimm, dass der Mops in eine Pralatasche gepackt wurde, die sonst auch vielleicht mal ein Pelz auch eingepackt wird.

00:07:04: Naja gut, aber das ist natürlich, also wenigstens irgendwie eine Art und Weise, den zu transportieren, sonst hätte sie den auf dem Arm tragen müssen.

00:07:11: Aber...

00:07:12: Ich stelle mir nur vor, wie dieser Dieb das Seidenpapier öffnet und dann denkt, was hat Brader denn?

00:07:19: Also was für eine neue Mode ist das denn?

00:07:21: Oh

00:07:21: mein Gott, das ist ein ganz, ganz schlimmes Sodom zum Verbrechen.

00:07:24: Und um da jetzt nicht zu lange drüber nachzudenken, bin ich ganz gespannt, dass du uns heute einen neuen Truegram-Fall mitgebracht

00:07:31: hast.

00:07:32: Ja, und damit starten wir jetzt in meinen Fall.

00:07:41: Das hier ist eine Geschichte über ein Land, über das sonst nur Krimis geschrieben werden.

00:07:47: in welchen aber kaum Reale Verbrechen passieren.

00:07:50: Es ist eine Geschichte über ein großes Schiff, das im Hafen steht und über eine junge Frau, die einsam durch die Nacht läuft.

00:07:59: Die Geschichte beginnt mit einem Nachklub.

00:08:01: Wirtners schwarze Dogmatensstiefel wippen hier im Takt der lauten Musik.

00:08:07: Hier im Indie-Club Hurra spürt man nix von den Minusgraden, die draußen in der isländischen Hauptstadt Reykjavík herrschen.

00:08:16: Nur wenige Meter vom Club entfernt schwappen dunkle Wellen an die Bucht des Hafens.

00:08:22: Die Lichter der Stadt werfen matte Spiegelungen ins Wasser.

00:08:25: Hinter der Stadt erhebt sich der riesige Berg Esja in den Himmel.

00:08:30: Ein kalter Wind weht von ihm hinab durch die Gassen in der Stadt.

00:08:35: Burtner ist deswegen auch trotz aufgeheizten Club warm angezogen.

00:08:40: Sie trägt ein grauen Pullover und eine lange schwarze Jeans.

00:08:44: Die zwanzigjährige kommt oft hierher.

00:08:47: Eigentlich tanzt sie dann ausgelassen, aber heute ist sie nicht danach.

00:08:52: Sie trinkt weniger als sonst, sitzt mit ihren Freunden an einem Tisch und spielt Karten.

00:08:57: Börtner blickt auf das Blatt an ihrer Hand, zieht die Augenbrauen kurz hoch, lächelt und legt eine Karte vor sich auf den Tisch ab.

00:09:05: Sie beobachtet ihr Gegenüber durch die Pflanzen ihres neu geschnittenen Ponys und geht in Gedanken schon die Möglichkeiten für ihren nächsten Zug durch.

00:09:14: Es ist Freitag, der dreizehnte Januar, zwei Tausend Siebzehn.

00:09:17: Vielleicht schwelgt Bürtner in dieser kalten Winternacht leise in Vorfreude auf die großen Pläne, die sie für das neue Jahr hat.

00:09:26: Gemeinsam mit ihrer guten Freundin Maria will sie im März nach New York reisen.

00:09:32: Vielleicht bedrückt sie aber auch etwas, dass sie ihre Freunde an diesem Abend nicht deuten können.

00:09:37: Sie werden ihr Verhalten später als ruhig und nachdenklich beschreiben und Nicht wie sonst, wenn sie feierte.

00:09:46: Und typisch für Bürtner ist auch ihr Verhalten, als ihre Freundinnen und Freunde gegen zwei Uhr morgens beschließen nach Hause zu gehen.

00:09:54: Sie entscheidet sich zu bleiben.

00:09:56: Allein ohne ihre beste Freundin, mit der sie heute hier war.

00:10:01: Ohne die anderen Freunde aus der Klicke.

00:10:04: Um fünf Uhr morgens schließt das Hurra und die letzten Gäste verlassen den Club.

00:10:09: Auch Bürtner.

00:10:10: Sie zieht einen schwarzen Fließjacke über ihren Pullover und tritt nach draußen.

00:10:14: Die Straßenlaternen erhellen ihren Weg.

00:10:18: Man kann die Berge sehen, auf denen Schnee liegt.

00:10:21: Auf Aufnahmen von fünf verschiedenen Überwachungskameras sieht man, dass ihre Schritte auf der gut beleuchteten Straße, Lögewilgur, etwas holprig sind.

00:10:31: Bürgdner kauft sich ein Sandwich bei einem Imbiss und bei es hinein.

00:10:35: Wer schon mal nachts in Rekjavik unterwegs war, kennt dieses Sandwich.

00:10:39: Es wird an zwei Foodtrucks an den Ausgie-Straßen verkauft und es typischerweise mit Fisch und Krabbe belegt.

00:10:45: Eine Kamera fing ein, die sie ein paar Münzen fallen lässt und sie etwas umständlich aufhebt.

00:10:52: Im Video sieht man, wie im Hintergrund ein rotes Auto in Kia vorbeifährt.

00:10:58: Um fünfo-fünfundzwanzig ist Bürtner das letzte Mal auf dem Material der Überwachungskameras zu sehen.

00:11:05: Was gleichzeitig verschwindet auch der rote Kier aus dem Blickfeld der Kameras.

00:11:10: In Island ist es ganz normal, nach dem Feiern entweder nach Hause zu laufen oder sich von jemandem, der in die gleiche Richtung fährt, mitnehmen zu lassen.

00:11:19: Auch für Frauen, die allein unterwegs sind.

00:11:22: Es gibt auf Facebook und anderen Social Media Plattformen auch ganze Gruppen, in denen sich Menschen organisieren, um für gemeinsame Fahrten sich zu verabreden.

00:11:31: Das finde ich so unglaublich, aber ich kann es mir nur vorstellen, Weil Island ja auch einfach ein riesen Land ist, was gar nicht so dicht bevölkert ist und Menschen da wirklich sehr abseits wohnen und es wahrscheinlich auch nicht an jeden Ort irgendwie öffentliche Verkehrsmittel gibt und man dann sich irgendwelche anderen Methoden suchen musste, wie zum Beispiel Trampen oder halt diese Gruppen, in denen man mitfährt.

00:11:53: Aber weiß man denn jetzt, dass sie auch irgendwie Trampen oder so, weil bisher ist ja einfach nur zu Fuß unterwegs, oder?

00:12:00: Das wissen wir noch nicht.

00:12:02: Aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie jetzt nach Hause trennt, weil es ist, wie gesagt, ein Island ganz normal, dass man das macht.

00:12:10: Man könnte jetzt sagen, das ist für uns ja sehr schwer nachvollziehbar.

00:12:13: Also ich weiß nicht, wie es bei dir war, aber meine Eltern haben mir immer gesagt, steigt nie, nie, nie zu fremden ins Auto.

00:12:20: Ja, ich glaube, es kommt so ein bisschen auf das Alter an.

00:12:22: Also mit Anfang zwanzig habe ich schon recht viel sowas gemacht.

00:12:26: Aber wusstest du, dass es eigentlich ... Nicht gut?

00:12:29: Ja, ja, ja.

00:12:30: Genau.

00:12:30: Auch immer nur mit mehreren Leuten und auch nicht zu einem Mann alleine.

00:12:36: Das war so die Regel.

00:12:37: Und das ist in Island anders.

00:12:40: Also in Island ist es ganz normal zu trampen.

00:12:43: Und das liegt daran, dass Island kein Land der Verbrechen ist.

00:12:47: Ganz im Gegenteil.

00:12:49: Reykjavik gilt als eine der sichersten Städte weltweit.

00:12:52: Lichtenstein und Singapur ist es im Jahr zehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinzehntinze.

00:13:11: Das musst du dir mal vorstellen.

00:13:12: Das

00:13:12: finde ich unfassbar davon, dass es einfach ein Land ist.

00:13:15: Es ist ja keine Stadt, es ist ein Land, das ist nicht

00:13:18: so krass.

00:13:18: Aber es gibt einfach zu wenige Fälle, als dass es Sinn machen würde, als Jurist strafrecht zu machen.

00:13:24: Oh mein

00:13:24: Gott.

00:13:26: Dabei ist das ja irgendwie auch so ein total beliebtes Krimiland.

00:13:30: Also ich habe schon, glaube ich, zwei, drei Bücher gelesen, wo die Verbrechen da stattgefunden haben, weil das Land an sich ist so... Teilweise ja super düster und leer und auch so ein bisschen mysteriös.

00:13:44: Ja, das ist irgendwie das Absurde daran, dass es eigentlich eines der sichersten Länder der Welt ist, aber dadurch, dass die Landschaft so dramatisch ist von Island, also die Vulkaner, die Küsten, das ist ja alles so schroff.

00:13:55: Und deswegen wird Island immer wieder genutzt für Fernsehcremies oder Bücher.

00:14:01: Man hat diese schwarzen Sandstrände, die endlosen Weiten.

00:14:06: Man hat den Nebel, der über die Lavafelder kriegt und in vielen nordischen Krimis ist Island deshalb ein idealisierter Ort.

00:14:14: Es ist unheimlich, still, fast übernatürlich.

00:14:18: Aber wie wir schon erfahren haben, ist Island nur in der Fiktion auf Spielplatz von Krimis.

00:14:24: Außer leider in unserem heutigen Fall.

00:14:28: Auf Island leben insgesamt nur vierhunderttausend Menschen.

00:14:32: Also ungefähr so viele wie in Wuppertale oder in Bochum.

00:14:37: Ja, ein bisschen mehr als im Münster.

00:14:39: Es ist wirklich nicht viel.

00:14:41: Und deswegen gab es auch mal so eine Geschichte, die ganz viel durch die Nachrichten gegangen ist.

00:14:45: Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnerst.

00:14:47: Aber es wurde ganz viel über eine isländische App mal gesprochen, die anzeigt, ob man mit einem potenziellen Debt verwandt ist.

00:14:55: Das haben Anfang der Jahrzehnte auch einige deutsche Medien berichtet.

00:15:00: Man muss aber sagen, ganz so ist es nicht gewesen.

00:15:03: Es gibt in Island die umfangreiche Genendaten-Bunk, Island-Dingebock, ich hoffe, das sage ich richtig, die Stammbaudaten über viele Jahrhunderte enthält.

00:15:14: Sie wurde dann digitalisiert und daraus entstand die Islandinger App.

00:15:18: Die sollen jetzt einige Leute genutzt haben, um vor Dates zu checken, ob man verwandt ist.

00:15:23: Oh mein Gott.

00:15:25: Bei vierhunderttausend Einwohnern kann das ja gut mal passieren.

00:15:29: Aber auf Reddit habe ich auch gelesen, dass die Islanderinnen und Islandern die App nicht im Alltag nutzen und dass diese Geschichte eher zum Spaß erzählt wurde.

00:15:38: Ja, also es klingt auch einfach wie so eine Schlagzeile, die ich auch direkt anklicken würde.

00:15:44: Und Reykjavik ist die am nördlichsten gelegenen Hauptstadt der Welt.

00:15:49: Und Reykjavik ist die größte Stadt auch des Landes, also von Island.

00:15:53: Und hier leben weit mehr als ein Drittel der gesamten Bevölkerung.

00:15:58: Es ist eine echte Fußgängerstadt.

00:16:00: Das Zentrum ist kompakt, die meisten Cafés, Geschäfte und Museen und auch die Sehenswürdigkeiten liegen nah beieinander.

00:16:07: Ein Auto braucht man in der Stadt also wirklich nicht.

00:16:10: Und die Isländerinnen und Isländer, die gehen im Winter gerne in Bars und Clubs.

00:16:15: Das Nachtleben in Reykjavik ist richtig lebendig.

00:16:18: In der Hauptstadt gibt es viele gemütliche Kneipen und Clubs, die bis in den Morgen geöffnet haben.

00:16:24: Alkohol ist in Island teuer und viele Islander treffen sich deswegen zum Vortrinken.

00:16:29: Die Bars und Clubs fühlen sich dann so gegen Mitternacht.

00:16:33: Die meisten haben am Wochenende bis vier, dreißig geöffnet, einige bis fünf oder sechs Uhr.

00:16:39: Danach feiern die Leute entweder auf der Straße weiter oder gehen dann noch zum Aftern zu jemanden nach Hause.

00:16:45: Oder man geht halt nach Hause oft allein oder per Anhalte.

00:16:50: Das ist ja in Island ganz normal.

00:16:53: Das Vertrauen in diese Sicherheit ist Teil der isländischen Lebensweise.

00:16:58: Man hat hier keine Angst vor Fremden.

00:17:01: Das war schon immer so.

00:17:02: Die Winter sind hart und kalt und nur wer kooperiert und einander vertraut, konnte hier früher überleben.

00:17:09: Und dieses Urvertrauen, das ist geblieben.

00:17:12: In Island ist es deshalb auch zum Beispiel vollkommen normal, dass Haustürn nicht abgeschlossen werden.

00:17:17: Das ja in vielen anderen Ländern oder für uns beide, glaube ich, unvorstellbar wäre.

00:17:23: Und dieses ausgeprägte Sicherheitsverständnis der Isländer und Isländerinnen ist wirklich sehr wichtig für diesen Fall.

00:17:30: Oh Mann, also ich finde das eigentlich total die schöne Vorstellung.

00:17:34: Ja, das... Einfach so so ein Urvertrauen in seine Nachbarin und Nachbarn herrscht, weil, wie du schon sagst, die Haustür nicht abzuschließen oder irgendwie einfach bei Fremden einzusteigen, das kann ich mir mittlerweile auch gar nicht mir vorstellen.

00:17:48: Dafür habe ich einfach viel zu viel True Crime recherchiert.

00:17:52: Aber ja, es macht mir natürlich jetzt ein ungutes Gefühl, wenn ich weiß, dass du am Anfang von Birna gesprochen hast, die auch nach Hause muss gerade und

00:18:02: ja.

00:18:03: Ich hätte schon vermute, dass etwas Schlimmes passiert.

00:18:07: Ja, auch Drittner, die hat dieses Sicherheitsgefühl und sie macht sich ja jetzt alleine auf den Heimweg.

00:18:15: Und wir müssen uns jetzt ihre Geschichte nochmal anschauen.

00:18:17: Dafür habe ich dir erst mal ein Foto von ihr mitgebracht.

00:18:20: Magst du sie mal beschreiben?

00:18:21: Wir laden das aber auch auf MordofX Podcast auf Instagram hoch.

00:18:26: Also ich sehe hier ein total fröhliches Mädchen.

00:18:29: Also sie sieht super sympathisch aus, hat so ein ein graues Longsleeve-Shirt an,

00:18:35: braune,

00:18:36: lange Haare und ein Pony und ein ganz strahlendes Lächeln.

00:18:41: Also ganz, ja, sweet.

00:18:44: Sieht aus wie auch irgendeine Freundin, mit der ich in der Bar sitzen würde und den Abend verbringe.

00:18:49: Ich glaube, das Foto wurde sogar irgendwie abends aufgenommen.

00:18:52: Hintergrund sieht man noch so Menschen in der Dunkelheit und so Laternkerzen oder sowas an.

00:19:00: Also total das gewöhnliche Foto.

00:19:03: Also ich könnte mir vorstellen, dass das irgendwie eine Freundin als ihr WhatsApp-Profi-Bild auch

00:19:06: drin hat.

00:19:07: Ja, Bürtner ist etwa ein siebzig groß, sie hat langes rötliches Haar und vor kurzem ist sie zwanzig Jahre alt geworden und hat sich anlässlich ihres Geburtstages ein Tattoo stechen lassen.

00:19:19: Während viele in ihrem Alter studieren, arbeitet Bürtner in einem Bekleidungsgeschäft.

00:19:24: Der Job zahlt gut und er macht ihr Spaß.

00:19:27: Ziemlich glücklich damit, wie ihr Leben gerade ist und möchte es auch in vollen Zügen genießen.

00:19:32: Ihr vollständiger Name ist Bürtner Brandsdottieren.

00:19:35: Hoffentlich sage ich das wieder richtig.

00:19:37: Bürtner bedeutet Bären und den Nachnamen möchte ich auch ganz kurz erklären, weil die Systematik, mit der isländische Nachnamen kreiert werden, passt, finde ich.

00:19:48: Ganz wunderbar zu dieser kleinen, überschaubaren Größe des Landes.

00:19:52: Ich

00:19:52: hatte auch das Gefühl, ich hätte den schon mal gehört, aber wahrscheinlich, weil die alle super ähnlich klingen.

00:19:56: Und das hat auch einen Grund, warum die alle sehr ähnlich klingen, weil dort hier ist.

00:20:00: das isländische Wort für Tochter und Brands ist die Genitivform des Vornamens Brian.

00:20:07: Und das bedeutet auf Deutsch also des Brian.

00:20:13: Also der Vorname ihres Vaters.

00:20:21: Das ist die Tochter von.

00:20:23: Es ist

00:20:23: auf jeden Fall dann einfacher, die App nicht nutzen zu müssen.

00:20:28: Da weiß man

00:20:28: überall ganz klar schon genannt wird, von wem die Person jetzt abstammt.

00:20:32: Genau, man weiß schon direkt, das ist die Tochter von.

00:20:35: Das heißt auch der Vater heißt dann nicht gleich mit Nachnamen, weil er heißt dann sozusagen wie der Vater.

00:20:41: Also er ist der Sohn des dann.

00:20:43: Und seit zwei Tausend neunzehn gibt es übrigens auch eine offizielle Dritte Namensendung für nicht binäre Kinder.

00:20:49: Und das ist die Endung Buch.

00:20:51: Bürtner und ihre Familie leben im Stadthalt Brethold, der mit rund zwanzigtausend Einwohnern zu den größeren und bevölkerungsreichen Bezirken von Reykjavik gehört.

00:21:02: Ihre Eltern sind getrennt.

00:21:04: Bürtner lebt bei ihm Vater, hat aber auch zu ihrer Mutter guten Kontakt.

00:21:08: Die Zuhause liegt etwa dreißig Minuten zu Fuß vom Stadtzentrum entfernt.

00:21:13: Ungefähr zur selben Zeit, als Bürtner beschließt, ohne ihre Freunde im Club zu bleiben, Sitz keine drei G-Minuten entfernt, Nikolaj Olsen in einer Bar namens English Pub.

00:21:26: Der Abend verlief bislang gut für den Ende zwanzig Jährigen.

00:21:30: Er hat beim Glücksrat acht Biere gewonnen.

00:21:33: Die und die vielen Schatz haben dafür gesorgt, dass Nikolaj mittlerweile einige Prommelder im Blut hat.

00:21:40: Aus den Lautsprechern im Pub dröhnt gerade I Would Walk Five Hundred Miles.

00:21:45: Doch Nikolaj kann zu diesem Zeitpunkt kaum noch einen einzigen geraden Schritt gehen.

00:21:50: Er ist extrem betrunken.

00:21:52: So wird runken, dass ihn die Angestellten nicht mehr bedienen wollen.

00:21:57: Als er dann immer wieder an seinen Tisch einschläft, fliegt er gegen halb vier aus der Bar.

00:22:02: Gemeinsam mit seinem Kollegen tockelt er durch die Straße und zwei Häuser weiter geht er in die nächste Bar.

00:22:09: Im Gegensatz zum English Pub gibt es in der American Bar mehr Alkohol für ihn.

00:22:14: Sein Kollege trinkt zwar mit, aber ist lange nicht so betrunken wie Nikolaj.

00:22:19: Die beiden sind Crew-Mitglieder auf dem grönländischen Fisch-Traveller Polar Nanook.

00:22:24: Ein Traveller ist ein Schiff für die Hochseefischerei.

00:22:29: To trawl bedeutet so viel wie mit einem Schleppnetz Fischen.

00:22:34: Nanook ist das grönländische Wort für Eisbären.

00:22:38: Die Polar Nanook fängt Halwut, Makreln und Kabeljau.

00:22:43: Die Arbeit auf dem Schiff ist ziemlich hart und körperlich extrem anstrengend.

00:22:47: Gerade hat die Polana Nuuk in der Hafenstadt Hafener Fjörduch angelegt.

00:22:52: Sie liegt etwa zehn Kilometer von Rekjavik entfernt.

00:22:56: Hier werden Vorräte aufgefrischt, Fracht abgeladen und Crewmitglieder ausgetauscht.

00:23:03: Die Crew hat in dieser Zeit auch Landgang.

00:23:05: Einige besuchen dann Rekjavik, um zu feiern und ihre Pause von der harten Arbeit zu genießen.

00:23:12: Nikolai hat so in der Stadt schon die ein oder andere Bekanntschaft geknüpft.

00:23:17: Und er kann jetzt eigentlich nur noch ein Gedanken fassen, der ihn nicht mehr loslässt.

00:23:21: Er möchte den Rest der Nacht viel lieber in weiblicher Begleitung verbringen.

00:23:26: Und er hat auch schon eine Idee mit wem.

00:23:28: Und so zückt Nikolai um drei Uhr fünfzig sein Handy und wählt einen Nummer.

00:23:34: Das Tuten erklingt, doch niemand nimmt ab.

00:23:37: Keine Antwort.

00:23:38: Nur eine Minute später um drei Uhr sechsundfünfzig probiert Nikolai es wieder.

00:23:43: Erneut hält sich am anderem Ende niemand.

00:23:46: Weißt man, wen er angerufen hat?

00:23:49: Zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

00:23:50: Was man aber weiß, ist, dass Nikolai zu diesem Moment sich sicher ist, dass die Person, die er anrufen möchte, noch wach ist.

00:23:59: Eins steht deshalb jetzt schon fest.

00:24:01: Es wird nicht sein letzter Versuch sein, sie zu erreichen.

00:24:06: Als am nächsten Morgen aus seiner Kabine aus dem Schiff taumelt, scherzen ein paar Kollegen.

00:24:10: Habt ihr gestern Frauen aufgerissen?

00:24:13: Nikolai lacht nur.

00:24:16: Am Samstag erscheint Bürtner nicht auf der Arbeit.

00:24:19: Ihre Kollegen wundert sich.

00:24:22: Denn so ein Verhalten ist untypisch für die sonst so zuverlässige Bürtner.

00:24:26: Einfach nicht zu kommen, ohne sich zu melden, sieht ihr überhaupt nicht ähnlich.

00:24:30: Noch untypischer ist es, dass ihr nicht auf ihrem Handy erreichbar ist.

00:24:34: Und nicht nur ihre Kollegen vermissen Bürtner.

00:24:37: Auch zu Hause, sie gar nicht erst angekommen.

00:24:40: Okay, das ist natürlich überhaupt kein gutes Zeichen.

00:24:43: Vor allem, wenn man das auch nicht gewohnt ist und sie eigentlich dort hätte schon längst sein sollen.

00:24:48: Ja, ihre Eltern, die machen sich auch sofort große Sorgen, weil das ist alles so ungewöhnlich, so absolut untypisch für Bürtner.

00:24:55: Und deshalb melden sie ihre Tochter auch umgehend vermisst bei der Polizei.

00:25:00: Anders als oft angenommen, muss man keine vierundzwanzig Stunden warten, um eine vermissten Anzeige zu stellen.

00:25:06: Eine Anzeige kann sofort aufgegeben werden, sobald es einen berechtigen Grund zur Sorge gibt, etwa wenn jemand unerwartet verschwindet, nicht erreichbar ist und Verhaltensweisen zeigt, die untypisch sind.

00:25:18: Und all das liegt ja hier vor.

00:25:20: Das ist so in Island und das ist übrigens auch so in Deutschland.

00:25:24: Jetzt bin ich gespannt, was die Polizei sagt, weil sie war ja feiern.

00:25:27: Und ich kann mir auch vorstellen, dass die jetzt sagen, ja, vielleicht hat jemand kennengelernt, ist zu irgendwie mitgegangen.

00:25:32: Erst mal noch mal warten.

00:25:33: Nee, in Island ist das nicht so.

00:25:35: Es ist tatsächlich in Island, ich hab ja erzählt, es gibt so wenig Verbrechen, dass man sich sofort Gedanken macht, wenn jemand verschwindet, weil das passiert eigentlich nie.

00:25:44: Noch am selben Tag veröffentlicht wird das Mutter ein Facebook-Post, in dem sie um Hilfe bei der Suche nach ihrer Tochter bittet.

00:25:52: Sie schreibt, dass Bürtner kein Drogen nimmt und auch nicht in andere problematische Verhaltensweisen verfickelt ist, die ihr plötzliches Verschwinden irgendwie erklären könnten.

00:26:01: Und sie appelliert an die Menschen, sich bei der Polizei zu melden, wenn sie Informationen über Bürtners Aufenthaltsort haben.

00:26:10: Und man merkt jetzt schnell, dass wir uns in einem Land befinden, in dem so ein Vermissten fallen, dass plötzliche Verschwinden eines Menschen die Vorstellungskraft der Bewohnerinnen und Bewohner sprengt.

00:26:20: Dass jemand in Island verschwindet, ist so ungewöhnlich, dass die Medien sofort über die Suche nach Böttner berichten.

00:26:28: Sie veröffentlichen auch ein Foto von Böttner und das habe ich dir auch mal mitgebracht.

00:26:32: Krass, das finde ich sieht schon wieder so ein bisschen anders aus als das Erste.

00:26:36: Ja, weil sie sehr geschminkt ist auf dem Foto, ne?

00:26:38: Ja, das ist ja immer so problematisch, wenn da ein Foto genommen wird, was ja nicht... der das Aussehen der Person ist.

00:26:48: Also ich denke nur an Rebecca Reusch, wo ein Foto benutzt wurde auf den Suchern zeigen, wo sie stark geschminkt war, plus auch noch so ein paar Filter hatte.

00:26:57: Also das wurde dann mit irgendeiner App geschossen und dann war da auch noch irgendein App-Filter mit drauf.

00:27:02: Und das macht es natürlich unfassbar schwer.

00:27:04: Also ich dachte jetzt gerade kurz, dass es eine andere Person ist.

00:27:08: Ja, mich jetzt auch vom Foto total an Rebecca Reusch erinnert, ehrlich gesagt.

00:27:13: Weil einfach ... Die Schminke so ähnlich ist.

00:27:16: Na gut, sie war halt wahrscheinlich auch an dem Abend ja auch zurecht gemacht.

00:27:20: Deswegen kann ich mir vorstellen, dass das dann doch wieder Sinn macht, so ein Foto zu nehmen.

00:27:24: Ja, aber niemand hat ein Hinweis darauf, wo Böttner sein könnte.

00:27:29: Und auch die Suche nach ihr ist erfolglos.

00:27:32: Am nächsten Tag, dem Sonntagnachmittag, puste die Polizei ein Zeugenaufruf.

00:27:37: Dieser wird weit über dreitausend Mal geteilt.

00:27:40: Um siebzehn Uhr hält die Polizei dann eine offizielle Pressekonferenz im Hauptquartier der Reykjavik Metropolitan Police.

00:27:48: Böners Mutter tritt vor das Mikrofon und bittet um Hilfe bei der Suche nach ihrer Tochter.

00:27:53: Mit eindringlichen und emotionalen Worten erklärt sie, dass Bürtner nicht weggelaufen wäre.

00:27:59: Sie appelliert an alle möglichen Zeugen.

00:28:02: Wenn irgendjemand Bürtner gesehen hat, sollen sie sich bitte melden.

00:28:07: Das Verschwinden und die emotionale Ansprache von Birtners Mutter lösen eine riesige Welle der Solidarität aus.

00:28:15: Innerhalb weniger Stunden melden sich zahlreiche Freiwillige, die bei der Suche helfen wollen.

00:28:20: In den kommenden Tagen werden es immer mehr.

00:28:23: Die Suche nach Birtner wird zu bisher größten Suchaktionen in der Geschichte Lieslands.

00:28:29: Polizeichef Grimau Grimasson betont immer wieder, dass sich hierbei um eine Suche nach einer lebenden Person handelt.

00:28:36: an etwas anderes möchte man hier einfach nicht glauben.

00:28:40: Wie schlimm, dass das so oft betont werden muss, weil das ist ja noch gar nicht so lange her jetzt

00:28:46: und

00:28:46: krass, dass es überhaupt notwendig ist, hier den Menschen zu sagen, bitte schaut nach einer lebenden Piste.

00:28:52: Naja,

00:28:52: aber das wird auch gemacht, damit auch keine Angst und Panik verbreitet wird, weil nach einer Leiche von einem Mord hat man in Island einfach ... Jahre nicht mehr geguckt.

00:29:03: Und Island hat ja auch diese krass raue Natur, die ja auch tödlich enden kann, wenn man sich an den falschen Stellen ohne richtiges Equipment auffällt.

00:29:12: Und ich kann mir vorstellen, dass hier betont wird, hey, das ist kein Unfall nach dem wir suchen.

00:29:17: Sie ist nicht irgendwie, ich meine, es sind auch die Umstände, die dafür sprechen, dass sie halt in der Stadt war.

00:29:21: Und es war nachts, wo sie verschwunden ist und so.

00:29:23: Und es ist kein Todesfall, wie man vielleicht doch schon öfter mal dort erlebt hat.

00:29:28: Ja.

00:29:29: Und ich glaube, es ist auch die große Angst davor, dass tatsächlich ein Verbrechen passiert sein könnte.

00:29:33: Und daran möchte man gar nicht glauben.

00:29:35: Wir haben für diese Folge mit Prof.

00:29:37: Dr.

00:29:37: Sebastian Kunz gesprochen.

00:29:39: Er ist mittlerweile der Leiter der Rechtsmedizin in Uelmen.

00:29:42: Aber in den letzten Jahren war er der Leiter der Rechtsmedizin auf Island und somit für die gesamte Rechtsmedizin auf der Insel verantwortlich.

00:29:51: Dadurch war auch schon früh in den Ermittlungen zum Verschwinden von Bürtner involviert.

00:29:56: So erinnert er sich zurück.

00:29:58: Gerade in dem Fall, der ja sehr besonders ist, weil man von Anfang an eigentlich keine Anhaltspunkte hatte, wer jetzt wirklich hier der Täter oder die Täter sind, genau da war ich sehr früh involviert, was von Rechtsmediziner ein bisschen ungewöhnlich ist.

00:30:13: Und das war im Prinzip ja die Gegebenheit, also die Naturgegebenheit, dass wenn man halt da der Rechtsmediziner vor Ort ist, dass man halt dann auch natürlich bei so einem Fall involviert ist und das auch relativ früh.

00:30:23: Die Eltern haben der Polizei mitgeteilt, dass ihre Tochter zuletzt am vierzehnten Januar, zwei Tausendsebzehn gesehen wurde.

00:30:32: Und nachdem sie ein sehr zuverlässiges Mädchen war und auch zu Hause noch gewohnt hat, hat man sich Sorgen gemacht.

00:30:37: Und ab diesem Zeitpunkt hat eine Suche nach dieser vermissten Birtener stattgefunden und begonnen, die also zumindest bis dato einfach nicht vergleichbar von der Intensität, von der Emotionalität und auch von der Komplexität war.

00:30:54: Und deswegen bin ich auch schon relativ früh in das ganze Geschehen, also sowohl in die Suche nach dieser vermissten Person, als auch in die Ermittlung polizeilicherseits eingebunden gewesen.

00:31:04: Also ich weiß noch genau, ich habe an dem Montag drauf, also das müsste dann, ich glaube, das war dann der Fünfzehnte oder Sechzehnte Januar, also der Montag, nachdem sie verschwunden war, habe ich eine ganz normale Obduktion durchgeführt, die nichts mit dem Fall zu tun hatte.

00:31:19: Und da waren schon die Polizeibeamten von der Spurensicherung auch da, und dann unterhält man sich.

00:31:24: Und dann haben sie gesagt, hast du gehört, dieses Mädchen, die Birkner, ist verschwunden.

00:31:28: Und da hat man sich noch nicht so viel Sorgen gemacht, dass man jetzt gedacht hat, oh, das wird jetzt der größte Kriminalfall in der Geschichte Island, oder zumindest einer der größeren, sondern es war einfach nur so ein Fakt, okay, die ist verschwunden.

00:31:42: Und gleichzeitig war es so, dass ich dann relativ früh gefragt wurde, ob ich nicht helfen kann.

00:31:48: Also, ob ich nicht helfen kann, Videoanalysen durchzuführen.

00:31:51: Reykjavik ist relativ gut Videoüberwacht oder Gesamt Island, kann man fast sagen.

00:31:55: Ob ich den nicht helfen will, weil die zu dem Zeitpunkt auch, ich glaube, wie alle Polizeieinheiten auf der Welt unterbesetzt waren.

00:32:04: Und man darf auch nicht vergessen, dass Island, Ein ganz anderes Land war, als jetzt, in den Jahren im Jahr.

00:32:12: Damals gab es ungefähr ein bis zwei Tötungsdelikte im Jahr.

00:32:18: Das heißt, sie waren sehr gut ausgebildet, die an einem Polizei im Weg herweg.

00:32:23: Das muss man wirklich sagen.

00:32:24: Die hatten einen sehr hohen Ausbildungsstand, aber wenig Erfahrung.

00:32:28: Das ist ja klar.

00:32:30: Bei nicht mal zwei Tötungsdelikten im Jahr, wenn du genau bei den Tötungsdelikt im Urlaub bist oder einfach nicht Dienst hast, hast du nicht die Expertise.

00:32:40: Und ich habe natürlich zu dem Zeitpunkt schon mehr Obduktionen im Bereich der Tötungsdetikte durchgeführt und dann hat man halt mich schnell ins Boot geholt, auch unter der Hoffnung und die konnte ich natürlich erfüllen, dass ich hier natürlich neue Ideen reinbringe und vielleicht andere Blickwinkel oder andere Untersuchungsergebnisse liefern kann.

00:33:00: Während hunderte Menschen nach Birdner suchen, hat die Polizei zwei Anhaltspunkte, die sie seit der vermissten Meldung überprüfen.

00:33:08: Leo, hast du eine Ahnung, was für Indizien oder Anhaltspunkte die Polizei haben könnte?

00:33:15: Naja, also, Birdner hatte wahrscheinlich auch ein Handy bei sich.

00:33:19: Genau.

00:33:20: Und da könnten sie ja jetzt die Daten auswerten und gucken, wo das geortet wird.

00:33:25: Und dann ist ja auch durch die Stadt gelaufen und ... in der Stadt hängen ja wahrscheinlich auch recht viele Überwachungskameras.

00:33:31: Genau, und da hat man ja dieses rote Auto gesehen, den roten Kia.

00:33:35: Sie wurde ja noch so um halb sechs oder so, war das ja morgens, wo sie noch registriert wurde.

00:33:40: Genau, und dieses Auto war halt relativ auffällig, aber leider kann man das Nummernschild auf den Videos nicht erkennen.

00:33:47: Gut, es gibt ja gar nicht so viele Menschen in Island, vielleicht gibt es auch gar nicht so viele rote Kias.

00:33:52: Das

00:33:53: ist schon mal gut.

00:33:54: Und dein anderer Tipp war auch gut?

00:33:56: Sie lassen jetzt Birtners Handyorten.

00:33:59: Das ist schon seit mindestens Samstag früh ausgeschaltet.

00:34:03: Das haben ja auch Birtners Arbeitskollegen bemerkt, als sie versucht haben, sie zu erreichen.

00:34:07: Aber die Polizei findet heraus, wo das Handy sein letztes Signal versendet hat.

00:34:11: Von einer Mobilfunkzelle am Hafen von Hafner Fürdisch.

00:34:16: Ja, auch.

00:34:17: Ich hoffe, das sage ich richtig.

00:34:18: Ich gebe hier mein Bestes.

00:34:20: Bönners Henny sendet hier um fünf Uhr fünfzig, morgens am Samstag, den vierzehnten Januar, zum letzten Mal ein Signal.

00:34:28: Daraufhin sichtet die Polizei das Material der Überwachungskameras des Hafens, aber Birtner finden sie nicht.

00:34:36: Dafür entdecken sie auf einer Aufnahme von sechs Uhr zehn, morgens, ein roten Kier.

00:34:43: Ein Mann steigt aus dem Auto aus, läuft in Richtung der Polar Nanook und geht an Bord.

00:34:49: Dann setzt sich der rote KIA wieder in Bewegung und fährt davon.

00:34:54: Okay, also von dem Schiff haben wir natürlich schon gehört.

00:34:57: Da war ja auch Nikolai in der Nacht noch drauf bzw.

00:35:01: vorher und nachher und ist dort wieder aufgewacht.

00:35:04: Das ist natürlich super auffällig.

00:35:06: Ja und die Suche nach Birtener, die weitet sich jetzt auf den Hafen aus.

00:35:10: Insgesamt fünfhundert siebzig Prizeibeamte und mehr als siebenhundert Freiwillige suchen jetzt nach ihr.

00:35:16: Und es zeigt sich, wie wichtig diese Unterstützung von Freiwilligen ist.

00:35:20: Weil so viele Menschen können natürlich in einem kürzeren Zeitraum ein großes Terrain durchsuchen.

00:35:26: Am Montagabend entdeckte ein Freiwilliger Schuhe im Hafen.

00:35:29: Es sind schwarzer Dogmatensstiefel.

00:35:32: Sie stimmen Größe, Farbe und Stil mit denen überein, die Bürtner samstag Nacht im Club getragen

00:35:38: hat.

00:35:39: Das ist natürlich gar kein gutes Zeichen, weil man auch nur ein Teil der Kleidung findet, vor allem so ein essentiellen, weil man fragt sich, warum sollte sie freiwillig ihre Schuhe ausziehen und an so einer Stelle hinterlassen, wenn da keine Gewalt im Spiel war?

00:35:53: Ja, und ebenfalls am Montag bekommt die Polizei auch einen weiteren Hinweis.

00:35:58: Sie haben Bilder von dem Roten Kier in den sozialen Medien hochgeladen.

00:36:02: Mit der Bitte, wer kennt dieses Auto?

00:36:05: Wer fährt einen Roten Kier oder kennt jemanden, der es tut?

00:36:09: Dann würde man DNA von Bürtner in dem Auto finden.

00:36:12: Dann wäre das natürlich ein erster Hinweis, dass was passiert sein könnte.

00:36:16: Und mehr zu der Spur des Roten Kier erzählt uns jetzt auch noch mal Professor Kunns.

00:36:21: Man muss sich das so vorstellen, da ist eine US-Amerikanerin wie diesen.

00:36:24: KIA gemietet hat und die Polizei wusste zu dem Zeitpunkt nicht, wem der KIA gehört, was dieses Auto beinhaltet, was es damit aufsicht hat und hat diese arme Frau an einer Ampel einfach nicht überwältigt, aber gestoppt und dann durchaus ... mit Waffengewalt erst mal aus dem Auto rausgebracht.

00:36:46: Es hat natürlich nicht lange gedauert, bis man das aufklären konnte, dass die arme Frau nur jemand, der dieses Fahrzeug gemietet hat von einer Verleihfirma.

00:36:56: Das heißt, das Fahrzeug hat nicht einer Privatperson gehört, sondern einer Verleihfirma.

00:36:59: Aber nichtsdestotrotz war das natürlich ein sehr skurriler Moment für die arme Frau mit Sicherheit.

00:37:04: Und dann konnten wir feststellen, dass das Fahrzeug eben nicht gereinigt wurde.

00:37:09: Das heißt, die Personen, die das Fahrzeug vor dieser Amerikanerinnen gemietet hatten, die mutmaßlich mit dem Tod von Birtener zu tun hatten, haben in dem Fahrzeug, ich sage jetzt mal, gewütet oder was auch immer gemacht und anschließend hat es die US-Amerikanerinnen gemietet und in der Zwischenzeit wurde es nicht gereinigt.

00:37:27: Und das war für uns natürlich ideal, weil so konnten wir die Blutspurenanalyse im Fahrzeug durchführen und konnten hier feststellen, dass hier hochdynamische Gewalt-Einwirkungen stattgefunden haben, dass hier jemand mehrfach geblutet haben muss.

00:37:41: Und natürlich über die DNA-Analyse konnten wir nachweisen, dass das Blut auch dem Missenmädchen der Birdner zuzuschreiben war.

00:37:48: Von der Autovermietung erhalten die isländischen Ermittler nun einen Namen.

00:37:53: Den Namen des letzten Mieters, der den Wagen in der Mordnacht gefahren ist.

00:37:58: Der Nachname lautet Olsen.

00:38:00: Ah, also Nikolaj, von dem du am Anfang erzählt hast, der in der Nacht unbedingt noch eine Frau treffen wollte und eine Person immer wieder angerufen hat.

00:38:10: Ja, das könnte man jetzt meinen, aber tatsächlich ist Nikolajs Name nicht der Name, der auch auf den Papieren auftaucht.

00:38:17: Der vollständige Name, der hier steht, lautet Thomas Müller Olzen.

00:38:21: Ah, hä?

00:38:22: Also Nikolaj heißt auch Olzen mit Nachnamen, aber hier ist ein anderer Vorname angegeben worden.

00:38:26: Ja, wir haben ja schon über das isländische Namenssystem gelernt.

00:38:30: Bei dem Automieter, wer auch immer das ist, handelt es sich also nicht um ein Isländer.

00:38:35: Dafür fehlt die Endung Sonnen.

00:38:37: Aber auch über diesen Nachnamen kann man Rückschlüsse auf die Nationalität schließen.

00:38:42: Ulzen ist ein dänischer Nachname, genauso wie Jensen oder Nielsen.

00:38:47: Und die sind aber auch in Grönland stark verbreitet und gehören zu den häufigsten Nachnamen.

00:38:52: Die isländischen Ermittler können jetzt schnell herausbekommen.

00:38:55: Der Mieter des Autos, Thomas Ulzen, stammt aus Grönland, genauso wie Nikolai.

00:39:00: Aber man muss sagen, dass die beiden Männer denselben Nachnamen tragen, ist ein Zufall.

00:39:04: Also die sind nicht verwandt miteinander.

00:39:07: Ich versteh

00:39:07: es nicht, also hat Nikolaj einfach einen falschen Namen eingegeben, falls er es war.

00:39:11: oder gibt es noch einen zweiten Mann, der auch in diesem Fall irgendwie involviert sein könnte?

00:39:15: Es

00:39:15: gibt einen zweiten Mann, den guckt sich jetzt gerade auch die Polizei an, das ist Thomas Olsen.

00:39:21: Den Namen Nikolaj Olsen kennen die Ermittler jetzt gerade noch gar nicht.

00:39:26: Das wird sich jetzt aber schnell ändern, denn sie finden jetzt heraus, Thomas hat den Freitagabend zusammen mit Nikolaj verbracht.

00:39:32: Also, du erinnerst dich ja vielleicht noch dran, dass Nikolaj nicht allein in den beiden Papps unterwegs war, dass er ein Kollege bei ihm war.

00:39:39: Und es war ein Kollege, der im Gegensatz zu Nikolaj auch noch fahrtüchtig war.

00:39:44: Das war Thomas, der Mieter des roten Kier.

00:39:47: Und der ist aber nicht mit Nikolaj verwandt, der hat einfach nur durch Zufall den gleichen nach.

00:39:52: Genau, und die sind nicht miteinander verwandt, aber sie verstehen sich gut und sie arbeiten auf dem gleichen Schiff.

00:39:57: Und ich hab dir jetzt mal zwei Fotos von den beiden mitgebracht.

00:40:00: Sie sehen auch noch gleich aus.

00:40:02: Ich finde,

00:40:02: sie sehen aus, als könnten sie original Brüder sein.

00:40:05: Hä, wie krass ist das denn?

00:40:07: Ja.

00:40:08: Also, das ist ja so merkwürdig, dass jetzt ein zweiter Mann, der gleich aussieht, den gleichen Namen hat, in der gleichen Nacht unterwegs war.

00:40:16: eigentlich das Auto gemietet hat.

00:40:18: Aber du hast ja am Anfang so viel von Nikolaj erzählt und dass der so darauf aus war, noch eine Frau zu finden.

00:40:24: Deswegen war am meinem Kopf ganz klar, dass Nikolaj hier der Täter ist.

00:40:27: Aber jetzt ist das ja überhaupt nicht mehr sicher.

00:40:29: Ja, wir haben jetzt zwei mögliche Täter auf einmal und wir laden euch die Fotos auch auf Mord of Ex Podcasts, auf Instagram hoch.

00:40:39: Ich finde, bei diesen beiden Bildern sieht Thomas so ein bisschen mehr aus wie so ein Raufgänger und Nikolai, der rechts zu sehen ist, sieht so, also der guckt so nett in die Kamera.

00:40:51: Also ich finde, die sehen so gleich.

00:40:53: Ja, die sehen wirklich sehr gleich

00:40:55: aus.

00:40:55: Ich find das echt Wahnsinn.

00:40:57: Das eine ist ein bisschen, das von Thomas ist so ein bisschen netter fotografiert, weil er grinst.

00:41:02: Und ich find, das von Nikolai wirkt so ein bisschen mehr wie so ein Schnapschuss.

00:41:06: Und er macht hier so ein Surferzeichen oder so was mit der Hand oder was auch immer das bedeutet.

00:41:12: Man versteht schon, warum die irgendwie befreundet waren, weil offensichtlich sind sie ja auch im gleichen Alter, haben irgendwie einen gleichen Background, aber es macht es natürlich jetzt nicht einfacher.

00:41:20: Vor allem, dass wir nur wissen, dass ein roter KIA genutzt wurde und man auf dem Foto nicht sehen konnte, wer das Auto gefahren ist.

00:41:27: Aber ich hoffe mal, dass die beiden auch ihr Handy die ganze Zeit dabei hatten und wir jetzt deren Ordnungssignale bekommen.

00:41:33: Na, so kommen wir erstmal nicht weiter, aber vielleicht noch ganz kurz zum Hintergrund wissen.

00:41:38: Thomas ist, ist, ist, ist, ist, ist, ist, ist, ist, ist, ist, ist, ist, Sie fährt bereits hunderte Seemeilen weit draußen auf dem Atlantik, in internationalen Gewässern.

00:42:13: Die isländische Polizei nimmt jetzt Kontakt zu dem Kapitän auf und bittet, sie müssen unbedingt mit Thomas sprechen.

00:42:20: Was dann passierte, daran erinnert sich Professor Kunz sehr gut.

00:42:24: Es ist ja so, dass das Schiff zu dem Zeitpunkt, wo man wusste, dass der mutmaßliche Täter sich auf diesem Fischerboot befindet, dass das nicht mehr auf isländischem Gewässer war.

00:42:35: Es war in internationalem Gewässer beziehungsweise fragwürdig schon im dänischen Gewässer.

00:42:42: Und jetzt musste man relativ schnell handeln.

00:42:43: Man musste ja nicht, ob die Birten noch noch auf dem Schiff ist.

00:42:46: Es hätte auch sein können, dass nicht nur einer der Fischern zufällig auf dem Boot ist, der hier die Tat begangen hat, sondern dass vielleicht das ganze Boot eingeweiht ist, dass die aneinander decken werden, dass Beweise... über Bord geschmissen werden, sobald man weiß, dass die Polizei kommt.

00:43:03: Dementsprechend musste der Übergriff relativ schnell sein.

00:43:06: Und dann hat man nicht lange gezögert.

00:43:08: und sehr isländisch, wie man ist, wie die Isländer sind, sehr pragmatisch, wie sie sind, sind die in der Nacht- und Nebelaktion mit einem Hubschrauber, mit einem Sondereinsatzkommando, in dieses internationale Querstrich dänische Gewässer geflogen und haben das Schiff kurzerhand gekapert, so kann man das vielleicht sagen.

00:43:25: Also natürlich hatten sie von der isländischen Seite die juristische Unterstützung, also sie durften das machen, das war ganz klar und war natürlich auch vorher intern abgesprochen.

00:43:34: Mit wem es nicht so ganz abgesprochen war, war mit den Dänen.

00:43:37: Man hatte einfach keine Zeit.

00:43:39: Und wenn man sich jetzt überlegt, gerade mit unserer heutigen politischen Situation, dass da egal was für ein Art von Flugzeug, also in dem Fall was ein Helikopter, in ein fremdes Gewässer eintrinkt.

00:43:51: Das kann im extremen Fall eine Kriegserklärung sein.

00:43:54: In dem Fall wusste man, dass man mit den Dänen ganz gut kann.

00:43:57: Und dann haben sie im Nachgang sich entschuldigt und haben gesagt, ich hoffe, es war okay, dass wir quasi in euren Luftraum eingetreten sind, ohne das vorher abgeklärt zu haben.

00:44:06: Und es war natürlich in Ordnung.

00:44:07: Also da gab es gar keine Schwierigkeiten.

00:44:10: Aber ich glaube, in anderen Ländern, ich will jetzt nicht sagen, wo hätte man wahrscheinlich erst mal groß Monateweise, Wochenweise debattiert, ob man das darf.

00:44:17: Und dann wäre das Schiff natürlich schon längst in anderem Gewässer gewesen und dementsprechend in Grönland schon angelegt.

00:44:23: Und das finde ich was, was sehr bezeichnend auch für die Islander ist.

00:44:26: Einfach pragmatisch machen und nachher schauen, wie man das juristisch regelt.

00:44:31: Der Kapitän handelt sofort.

00:44:33: Er ändert den Kurs der Polar Nanook und lenkt das Schiff zurück Richtung Eastland.

00:44:38: Seiner Crew sagt er, es liegt ja ein Motorschaden vor, deshalb müsse er umkehren.

00:44:43: So will er vermeiden, dass Beweise vernichtet werden.

00:44:46: Das ist aber super smart.

00:44:48: Auch von dem Kapitän, das er so schnell handelt.

00:44:52: Und der Kapitän trifft jetzt eine weitere, sehr cleverere Entscheidung.

00:44:55: Er stellt das Internet an Bord ab, damit die Besatzung gar nicht erst mitbekommt, was auf Island gerade das beherrschende Thema in den Medien ist.

00:45:03: Und das bereits intensiv nach dem Mieter des roten Kiers gefandelt wird.

00:45:08: Aber leider agieren nicht alle Beteiligten so besonders wie der Kapitän.

00:45:13: Und das macht mich jetzt echt richtig hütend.

00:45:16: Weil ein Eastländischer Journalist ist schneller gewesen.

00:45:19: Noch bevor das Board-Internet und damit die Kommunikation zum Festland abgestellt ist.

00:45:24: hat er Crewmitglieder online angeschrieben und für seine Berichtserstattung nach ihrer Verbindung zum Roten KIA befragt.

00:45:31: Ja, also ich frag mich erstmal, wie dieser Journalist jetzt schon so eine relevante Information erhalten hat.

00:45:37: Also die sind ja gerade in der absolut heißen Ermittlungsphase.

00:45:40: Wie kann so eine wichtige Information nach draußen gelangen?

00:45:44: Das einzige, wie ich das irgendwie erklären kann, ist, dass das halt dadurch, dass es so ungewöhnlich ist vor Ort, da auch keine richtigen Prozesse für existieren.

00:45:54: Da ich das alles so klein ist, alle irgendwie in Verbindung sind,

00:45:57: er

00:45:57: irgendwie eine Connection hatte und dadurch halt die Info bekommen hat.

00:46:01: Aber es ist ja ultra schädlich.

00:46:03: Ja.

00:46:04: Und so wissen Thomas und Nikolaj trotz aller Vorsichtsmaßnahmen des Kapitäns, dass Bürtners verschwinden und versucht wird.

00:46:13: Und Thomas weiß, dass er nur, weil er diesen Wagen gemietet hat, der Entführung oder vielleicht sogar das Mordes beschuldigt werden könnte.

00:46:20: Es macht ihn jetzt so panisch, dass seine Kollegen ihm erstmal ein Beruhigungsmittel geben müssen.

00:46:25: Nikola hingegen lässt die Situation zumindest dem Anschein nach kalt.

00:46:30: Er fällt sich vollkommen unauffällig.

00:46:33: Gut, ich finde aber beides irgendwie.

00:46:35: Also, die Panikattacke ist auffällig und dieses total ruhige Verhalten ist irgendwie auffällig.

00:46:42: Die Polar Nanook steuert jetzt zurück auf Island zu.

00:46:46: Doch die Ermittler warten nicht, bis das Schiff im Hafen ankommt.

00:46:50: Die isländische Polizei hat vielleicht keine ständige Mordkommission, aber dafür verfügt sie über eine Sondereinheit, die sogenannte, ich finde es so passend, Viking Squad.

00:47:01: Die Viking Squad hebt nun mit einem Hubschrauber zur Polar Nanook ab.

00:47:09: Die Viking Squad ist besonders im Kontrast zu der sonst meist unbewaffneten Polizeiislands bewaffnet.

00:47:16: Es sind schwer ausgerüstete Polizisten in dunkler Einsatzkleidung mit Helm, schusssicheren Westen und dicken Handschuhen.

00:47:25: Ihre Gesichter sind durch Schutzbrillen oder Masken verdeckt.

00:47:28: Sie sind anonym und vor allem eins, einschichtand.

00:47:32: Sie tragen unter anderem Maschinengewehre.

00:47:34: Die normale isländische Polizei ist, wie gesagt, unbewaffnet.

00:47:38: Sobald sich die Polar Nanook sich auf isländischem Hoheitsgebiet befindet, greift die Viking Squad zu.

00:47:44: Handschellen klicken bei Thomas, dem Automieter und Nikolai.

00:47:48: Die beiden werden nun in Kabinen an Bord festgehalten, getrennt voneinander und isoliert vom Rest der Crew.

00:47:55: Gegen die Uhr erreicht die Polana Nuk wieder den isländischen Hafen.

00:48:00: Und nun, gesichert am Kai liegend, geht die Polizeiarbeit an Bord erst richtig los.

00:48:06: Die Crewmitglieder werden zu Tat nach befragt und ob sie etwas von Thomas und Nikolai mitbekommen haben.

00:48:12: Die Viking Squad durchsucht auch das Schiff.

00:48:15: Sie finden jetzt verschiedene Dinger an Bord, von denen vier ganz besonders ausschlaggebend sind.

00:48:20: Nämlich einmal frisch gewaschene Kleidung, Blutrückstände an Schnürsenkeln, Birteners Ausweis und derundzwanzig Kilogramm

00:48:29: Hasch.

00:48:30: Krass.

00:48:31: All diese Dinge finden sie nur in einer Kajüte.

00:48:35: Der von Thomas.

00:48:37: Boah, das ist jetzt so spannend, die Frage.

00:48:40: waren das Thomas und Nikolaj zusammen, war das nur Thomas oder war das nur Nikolaj?

00:48:45: Und dass die Sachen jetzt in Thomas' Kajüte gefunden werden, finde ich in Anbetracht dessen, dass die vorher schon über Facebook informiert wurden, dass nachdem ermittelt wird, gar nicht mal so aussagekräftig.

00:48:59: Also da habe ich jetzt auch das Gefühl, das könnte man da auch platzieren.

00:49:02: Könnte man, natürlich.

00:49:04: Und so werden jetzt auch Nikolaj... wie auch Thomas zur Polizeistation nach Reykjavik gebracht.

00:49:10: Sie kommen einzelhaft und werden zu befragt, was in der Nacht vom Freitag, dem thirteenth Jahr, noch zwei Tausend siebzehn passiert ist.

00:49:18: Wir wissen ja bereits, dass Böttner gegen fünf Uhr den Club verlässt, lässt ein paar Münzen fallen und läuft dann die Straße entlang in Richtung ihres Zuhause.

00:49:28: Wie genau Böttner auf den roten KIA aufmerksam wurde, das wissen wir nicht.

00:49:32: Mit Sicherheit wissen wir aber, dass sie zu Nikolai und Thomas ins Auto steigt.

00:49:37: Die beiden sind nämlich zusammen von der Bar im Roten Kier zurück zum Schiff gefahren.

00:49:43: Nikolai sagt zum Ablauf der Nacht aus.

00:49:46: Er war wahnsinnig betrunken und kann sich an vieles nur noch vage erinnern.

00:49:51: Er erinnert sich in den Roten Kier eingestiegen zu sein.

00:49:54: Der Kier hält an und zwei Frauen steigen ein.

00:49:58: Jetzt sind sie zu viert im Auto.

00:50:00: Nikolaj schläft während der Fahrt ein und als er wieder aufwacht, hatte keine Erinnerung mehr daran, was in dieser Nacht eigentlich alles passiert ist.

00:50:08: Ja,

00:50:08: Bullshit, glaube ich, gar nichts von.

00:50:10: Glaubst

00:50:10: du nicht, okay.

00:50:11: Was für ein Zufall, ob so bin ich eingeschlafen, habe exakt in dem Zeitraum, wo was Mega-Schlimmes passiert ist, gar nichts davon mitbekommen, also als wenn.

00:50:21: Ja, das Schlimme schauen wir uns gleich an, das ist wahrscheinlich nicht passiert, als die andere Person dabei war.

00:50:27: Aber wir schauen uns jetzt mal Thomas-Ausage an.

00:50:29: Er sagt, Er sitzt am Steuer des Autos, Nikolai neben ihm.

00:50:34: Thomas hält an und zwei Frauen steigen in den roten Kier ein.

00:50:37: Sie fahren gemeinsam zum Hafen, an dem die Polana nu klickt.

00:50:41: Nikolai steigt um kurz nach sechs aus und Thomas fährt mit den beiden Frauen ein Stück weiter.

00:50:47: Wirdner und Erküssen sich im Auto, bevor die beiden Frauen später aussteigen.

00:50:52: Hä?

00:50:53: Welche Aussage glaubst du mehr, Leo?

00:50:55: Ich glaub irgendwie keine von beiden.

00:50:57: Also, warum denn auch zwei

00:50:58: Frauen?

00:50:59: Ja, anscheinend waren's zwei Frauen.

00:51:01: Aber man hat ja Bürdner nur alleine gesehen auf der Überwachungskamera ohne eine Frau neben sich, oder?

00:51:07: Gut, man hat ja auch nicht gesehen, wie sie ins Auto steigt.

00:51:09: Ob sie vielleicht dann nochmal jemand weiteren auch noch einsammeln?

00:51:12: Genau.

00:51:13: Thomas wird jetzt neunmal von der Polizei befragt und über alle Vernehmungen hinweg erzählt er den gleichen Ablauf, die gleiche Version der Geschichte.

00:51:22: Nicolai hingegen sagt immer wieder aus, dass er sich an quasi nichts erinnern kann.

00:51:26: Okay, das ist schon mal auffällig, dass Thomas bei seiner Geschichte bleibt und dass Nicolai...

00:51:32: Er bleibt auch bei seiner Geschichte.

00:51:34: Er erinnert sich an nichts.

00:51:36: Oh, hey, okay.

00:51:39: Wir wissen jetzt also immer noch nicht, wer für Birten das Tod verantwortlich ist.

00:51:44: Das ändert sich aber am Sonntag, dem Zweiundzwanzigsten Januar.

00:51:49: als das dunkle Meer an der isländischen Küste die traurige Gewissheit an Land spült.

00:51:55: Böttners Körper wird von einem Helikopter entdeckt.

00:51:58: Nackt.

00:51:59: Sie liegt am Strand der Halbinsel Regianes, in der Nähe eines gelben Leuchttons.

00:52:02: Der Fundort liegt rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund

00:52:17: um rund um rund um rund um rund um rund um rund um rund.

00:52:18: Es gibt bei der Durchführung einer Obduktion eigentlich so ein paar Grundregeln, sind es jetzt nicht, aber Schritte, die man einfach macht.

00:52:25: Man schaut sich den Leichnamen von Kopf bis Fuß an, das nennt sich dann die äußere Besichtigung.

00:52:29: Da werden Auffälligkeiten vermessen und fotografiert, also alles genau dokumentiert und anschließend wird die innere Besichtigung durchgeführt.

00:52:38: Das heißt, es wird der Kopf eröffnet, die Brusthöhlen eröffnet und die Bauchhöhle wird eröffnet und dann sieht man sich alle Organe an.

00:52:44: Also egal, was die Fragestellung ist, es wird immer der gesamte Mensch optoziert, präpariert und jedes Organ makromorphologisch, so sagt man das, angeschaut.

00:52:54: Und dann kommt es natürlich immer ein bisschen darauf an, was die Fragestellung ist, wo man jetzt einen besonderen Fokus drauflegt.

00:53:00: Und in dem Fall hatten wir ja den Verdacht auf ein Tötungsdelikt bzw.

00:53:04: es war offensichtlich zu dem Zeitpunkt, wo wir sie dann gefunden haben letztlich.

00:53:08: Und da muss man sich überlegen, okay, sie wurde im Wasser gefunden beziehungsweise am Strand.

00:53:13: Das heißt, sie war wahrscheinlich längere Zeit im Wasser und da ergibt sich die Arbeitshypothese, dass sie vielleicht ertrunken ist.

00:53:20: Gleichzeitig beim Tötungsdelikt oder Kapitalverbrechen geht man natürlich davon aus, dass hier Gewalt angewandt wurde.

00:53:27: In welcher Form auch immer.

00:53:27: Das heißt, man schaut spezifisch gibt es Hinweise für eine Stumfegewalt, also Schläge, also irgendwelche Spuren am Körper äußeren oder auch für scharfe Gewalt.

00:53:37: Also beispielsweise wurde ein Messer eingesetzt oder?

00:53:39: Ähnliches.

00:53:40: Und bei der Birbner war es so, dass wir vor allem im Gesichtskopfbereich Hinweise hatten für eine stumpfe Gewalteinwirkung, also Hämatome, Einblutungen, Verfährbungen, die für Schläge hindeuten, aber auch für kräftige Griffe sowohl im Gesicht als auch vor allem am Hals.

00:53:56: Das heißt, wir hatten Hinweise für einen würrige Vorgang.

00:53:59: Und im Rahmen der inneren Besichtigung, als wir dann die Organe angeschaut haben, gerade insbesondere die Lungen, haben wir hier Hinweise für ein Ertrinken feststellen können.

00:54:07: Professor

00:54:08: Kunz hat dann erklärt, dass es besondere Umstände bei dieser Obduktion

00:54:11: gab.

00:54:12: Wenn wir jetzt einfach mal die Obduktion von der Birne so ein bisschen durchspielen, dann haben wir hier ja einen Leichnam, der eine gewisse Zeit im Salzwasser war und bei relativ kalten Temperaturen und zudem Zeitpunkt zu der Jahreszeit ist die isländische See relativ.

00:54:28: stark, also hoher Wellengang, so dass der Körper natürlich gewisse Spuren aufweist.

00:54:32: Also das heißt, die Haut ist nicht mehr so wie sie normalerweise ist, die ist so ein bisschen rötlich verfärbt gewesen.

00:54:37: Es gab auch schon Frasteffekte von Tieren.

00:54:40: Das heißt, sie hatte dann schon ein paar Veränderungen, wo man aufpassen muss, dass man die nicht überinterpretiert, weil sie natürlich nach dem Tod entstanden sind.

00:54:49: diese Veränderungen erschweren auch eine gewisse Befundaufnahme.

00:54:51: Also, wenn man sich überlegt, dass die gesamte Haut auch durch das Salzwasser und durch die Kälte einfach insgesamt verändert wird, dann schaut ein blauer Fleck nicht mehr so aus, wie man das gewohnt ist.

00:55:02: Und wenn es aber so diffus ist, also so nicht abgegrenzt, so dass man sagen kann, okay, hier passt die Faust drauf oder hier passt der Daumen drauf, sondern eben so verändert ist, dass das eher so eine Nuance ist.

00:55:14: Also man sieht was, aber ist nicht sie nicht ganz sicher.

00:55:16: Dann ist es natürlich wesentlich schwerer zu interpretieren.

00:55:18: Und dann muss man zum Beispiel am Hals, wird dann hier der Halsbereich aufpräpariert.

00:55:23: Das bedeutet, man macht einen Schnitt vom Kinn nach unten bis in den Schambereich und dann wird die Haut ganz, ganz vorsichtig weg geschnitten, sodass man das Unterhautfettgewebe sehen kann, die Muskulatur und dann anhand der Einblutungen darunter.

00:55:37: Hoffentlich, und in dem Fall war es durchaus möglich, unterscheiden kann, ist es jetzt eine starke Gewalteinwirkung, eine länger andauernde Gewalteinwirkung, war die vor dem Todeseintritt oder vielleicht sogar nach dem Todeseintritt, sodass hier aufgrund der Gegebenheiten die herangehensweise ein bisschen eine andere war und natürlich auch länger gebraucht hat.

00:55:56: Professor Kunz konnte dann zu verschiedenen Ergebnissen kommen, was Birtner angetan

00:56:01: wurde.

00:56:01: Sie hatte außen, wenn wir jetzt noch mal außen bleiben, eine Fraktur des Nasenbeins.

00:56:07: Das konnten wir zum einen präparatorisch sehen, also da wird das Nasenbein freigelegt.

00:56:11: Zum anderen haben wir auch eine postmathale CT-Untersuchung gemacht.

00:56:14: Dann hatte sie pettichale Einblutung in die Augenlied und Bindeheut.

00:56:17: Das sind ganz kleine, punktförmige Einblutungen, die im Augenbereich besonders sichtbar sind.

00:56:23: Und die sind ein Hinweis für ein Stauungsphänomen.

00:56:26: Das bedeutet, wenn ich jetzt einen Griff an den Hals anwende, also wenn ich jetzt einen Würgevorgang durchführe, dann werden die seitlichen Gefäße komprimiert durch die Kraft meiner Hände an den Hals.

00:56:39: Und dadurch drücke ich die Gefäße zu.

00:56:41: Die Venen sind typischerweise etwas weiter außen, die Arterien sind ein bisschen weiter innen gelagert.

00:56:46: Das heißt, wenn ich jetzt manuell, also mit den Händen jemanden versuche, zu würgen, entweder zu r-würgen oder einfach zu würgen, dann drücke ich die Venen zu.

00:56:55: Das heißt, das Blut kann vom Kopf nicht mehr abfließen.

00:56:58: Es kann nur noch durch die Ätherchen in den Kopf gelangen und dadurch habe ich eine Stauung, ein Druckphänomen.

00:57:03: Und dann, ab einer gewissen Zeit, platzen ganz, ganz kleine Gefäße und das sieht man in den Augenlied und Binde heuten.

00:57:09: Und hierdurch konnten wir nachweisen, dass in Zusammenhang mit den Verletzungen am Hals hier einen Würgevorgang stattgefunden hat.

00:57:16: Das heißt, sie wurde gewürgt.

00:57:19: und jetzt war die Frage, wurde sie auch erwürgt.

00:57:21: Wir hatten aber auf der anderen Seite Hinweise für ein Ertrinkungsgeschehen.

00:57:25: Das sind dann so typische Ertrinkungsbefunde, wie beispielsweise Mphysemaakrosum.

00:57:30: Also das bedeutet eine Überblähung der Lungen.

00:57:32: Wenn ich ertrinke, dann sind die Lungen nicht so wie alle denken, voll mit Wasser, sondern sie sind im Gegenteil eher leicht und überbläbt.

00:57:41: Das Phänomen ist ursächlich dahingehend begründet, dass wenn wir ins Wasser kommen und untergehen, kommt es irgendwann zu einem kräftigen Einatmen von Wasser.

00:57:52: weil man einfach die Luft nicht mehr anhalten kann, weil man untergeht.

00:57:55: Das ist eine Reaktion des Körpers.

00:57:57: Und hier durch kommen gewisse Triggermechanismen in Gang.

00:58:00: Unter anderem, dass die Epiklottis, also das ist so ein kleiner Deckel, der die Luftröhre verschließt, krampfen kann.

00:58:07: Und wenn es zu so einem Epiklottiskrampf kommt, dann habe ich meine Flüssigkeit, also mein eingeatmetes Meerwasser, in der Luftröhre.

00:58:14: Und dann versucht der Körper weiter zu atmen.

00:58:16: kann es aber nicht, weil wir ein geschlossenes System haben, also die Luftröhre ist zu.

00:58:20: Und dann kommt so zu Atembewegen, also mein Brustkorb dehnt sich aus, zieht sich zusammen und dadurch wird die Luft in der Luftröhre zusammen mit dem Wasser in der Luftröhre nach oben und unten bewegt, aufgeschäumt, aber es kommt kein Wasser mehr dazu.

00:58:34: Gleichzeitig dehnen sich die Lungen aus, die wollen atmen, können aber nicht, weil es quasi zusammengepresst sind, weil einfach der Druck da ist und die Luft nicht raus kann, nicht rein kann.

00:58:45: Und dadurch entsteht dieses Mphysemaakrosum, also dieser Überblähungszustand der Lungen.

00:58:49: Das kann man dann auch noch mikroskopisch nachweisen.

00:58:52: Und somit hatte ich einen eindeutigen Ertrinkungsbefund.

00:58:56: Jetzt kann ich niemanden erwürgen, zu Todewürgen und anschließend ins Wasser werfen, dass er dann ertrinkt, weil es war kein postmortales oder agonales Ertrinken, sondern es war ein Ertrinken zur Lebzeit.

00:59:06: Das bedeutet, sie wurde gewürgt und zwar sehr intensiv, mit hoher Wahrscheinlichkeit bis zur Bewusstlosigkeit, wurde aber dann Zeit versetzt, ins Wasser gebracht und ist ertrunken.

00:59:18: Und diese beiden Mechanismen, die eine sehr hohe Gewalteinwirkung fordern und auch eine gewisse Hilflosigkeit fordern, die müssen zusammengebracht werden und die mussten wir erklären.

00:59:28: Und so konnten wir sagen, sie war relevant alkalisiert, sie ist ertrunken und sie hat eine relevante Gewalteinwirkung erlitten, zum einen durch Schläge gegen den Kopf, gegen Gesichtsbereich und auch komprimierende Gewalteinwirkung im Sinne von Würgen gegen den Hals.

00:59:43: Und das waren jetzt erstmal die ersten Ergebnisse der Obduktion, mit denen jetzt im Rahmen der Ermittlungen weitergearbeitet werden musste.

00:59:50: Der Bündnis Leiche zum Zeitpunkt des Funds bereits mehrere Tage im Meer gelegen hatte, konnten keine Anzeichen auf eine Vergewaltigung entdeckt werden.

00:59:59: Eventuelle Spuren wären von dem Wasser längst beseitigt worden.

01:00:04: Aus demselben Grund kann eine gewaltvolle sexuelle Handlung aber auch nicht komplett ausgeschlossen werden.

01:00:10: Mittlerweile gibt es aber auch Ergebnisse zu den Indizien, die die Viking Squad auf der Polana Nuke gefunden hat.

01:00:18: Leo, du erinnerst dich bestimmt noch, dass vier ausschlaggebende Dinge gefunden worden sind.

01:00:23: Drei davon lassen sich einem Täter zuweisen.

01:00:26: Und zwar nur eine.

01:00:29: Oh mein Gott, also ich gehe noch mal kurz durch.

01:00:32: Es gab die frisch gewaschene Kleidung von einer Person, von den beiden dann oder von beiden.

01:00:38: Nee, es gab eine frisch gewöschende Kleidung.

01:00:41: Okay.

01:00:43: Dann gab es ja Blutrückstände auf Schnürsenkeln und in Ausweis und auch noch ganz viel Hasch.

01:00:51: Und ja, ich kann mir jetzt vorstellen, dass die frisch gewöschende Kleidung und vor allem auch die Blutrückstände auf Schnürsenkeln von einer Person von beiden aussagekräftig sind, oder?

01:01:02: Ja, also zunächst ist es einmal Birtners Ausweis.

01:01:06: Ah.

01:01:06: Darauf wurden.

01:01:08: Thomas Fingerabdrücke festgestellt.

01:01:10: Oh mein Gott.

01:01:11: Und wie es scheint, hat Thomas nach seiner Rückkehr auf der Polar Nanook am frühen Morgen in der Waschmaschine seine Kleinung gereinigt.

01:01:19: Doch dabei hat er eine wichtige Sache vergessen.

01:01:22: Die Schnürsenkel seiner Schuhe.

01:01:25: Oh mein Gott.

01:01:25: Auf

01:01:25: diesen findet man Spuren von Birtners Blut.

01:01:28: In Waschgang reicht er außerdem nicht aus, um seine anderen Klamotten ausreichend von den Spuren des Blutes zu befreien.

01:01:35: Auch auf der gewaschenen Kleidung können eindeutig Spuren von Birtners Blut nachgewiesen werden.

01:01:41: Thomas ist bereits wegen Drogenbesitzes in Grünland vorbestraft.

01:01:46: Ich habe auch Quellen dazu gelesen, dass er dort eine Frau vergewaltigt haben soll.

01:01:50: Krass.

01:01:51: Thomas' Version der Geschichte muss also eine Lüge sein.

01:01:56: Und das, obwohl er über neun Befragungen hinweg von keinem einzelnen Detail abgewichen ist.

01:02:02: Erst vor Gericht ändert Thomas seine Geschichte.

01:02:06: Im März, der Prozess beginnt.

01:02:09: Thomas sagt aus.

01:02:11: Er, Nikolai und Birtner, fuhren gemeinsam im Auto.

01:02:15: Thomas war müde, wollte zurück zum Schiff und schlafen gehen.

01:02:18: Irgendwie fühlte er sich auch wie das fünfte Rad am Wagen zwischen Nikolai und Birtner.

01:02:24: Um kurz nach sechs Uhr morgens steigt er am Hafen aus dem Roten Kier aus und geht zurück an Bord.

01:02:31: Nikolai fährt dann mit Birtner zusammen mit dem Roten Kier weg.

01:02:34: und kehrt erst später ohne sie zurück.

01:02:36: Also eigentlich wandelt Thomas seine Story komplett um zu der von Nikolai, weil vorher hat er Nikolai erzählt, dass er vorher ausgestiegen ist.

01:02:45: Und Thomas hat eigentlich in seiner Geschichte erst Birtner geküsst.

01:02:49: Und jetzt ist es exakt das Gegenteil, er fühlt sich ausgeschlossen und Nikolai fährt mit Birtner weg.

01:02:55: Ja, es gibt ja diese Aufnahmen der Überwachungskameras aus dem Hafen, die einen Mann zeigen, der am Hafen aus dem Roten hier steigt.

01:03:03: Und Thomas behauptet nun, er sei dieser Mann und damit sein Nikolaj Defahremörder.

01:03:08: Krass, also es kommt am Ende alles auf diese eine Aufnahme an, wo ein Mann am Hafen abgesetzt wird, aussteigt, zurück an Bord geht und der Mann kann es nicht sein, weil er schon ins Bett geht und der andere fährt mit Bürdner weg.

01:03:21: Und man kann nicht rausfinden, also gibt es nicht noch weitere Beweismittel, gibt es jetzt nur die beiden Aussagen, weil da kann man ja gar nicht, also wie soll man das dann rausfinden?

01:03:31: Naja, es gibt ja noch die ganzen... Beweise, die ich eben schon aufgezählt hat.

01:03:36: Und die zeigen ja ganz eindeutig, dass es Thomas war.

01:03:39: Also das Blut auf seinen Klamotten, auf seinen Schnürsenkel, seinen Fingerabdruck auf dem Ausweis.

01:03:44: Und deswegen bringt diese Lüge ihnen auch gar nicht weiß.

01:03:47: Dafür sind die Indizien und Beweise einfach zu eindeutig.

01:03:51: Böttners Vater ist bei jedem einzelnen Verhandlungstag dabei.

01:03:56: Er hat sich mittlerweile dasselbe Tattoo stechen lassen wie Böttner kurz vor ihrer Ermordung.

01:04:01: Woche für Woche kommt er in den Gerichtssaal und muss sich die Lügen des Mörders seiner Tochter anhören.

01:04:07: Im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September, im September.

01:04:32: Doch im November, das Urteil und die Strafe bestätigt das Berufungsgericht von Island.

01:04:35: Nikolaj hingegen ist von jedem Schuldverdacht befreit.

01:04:39: Zum einen gibt es weder Spuren von Birtners Blut oder anderer DNA an der Kleidung, die er in der Tat nach trug.

01:04:46: Zum anderen lässt sich aufgrund der Verletzung an Birtners Körper und den Blutspuren im KIA belegen, dass der Täter und Birtner zum Zeitpunkt der körperlichen Auseinandersetzung alleine im Auto gewesen sein müssen.

01:04:57: Okay, das ist natürlich alles super eindeutig, also richtig viele Beweismittel.

01:05:01: Warum hast du denn am Anfang von Nikolaj erzählt, der verzweifelt noch eine Frau angerufen hat?

01:05:08: Ja, also diese Anrufe, die ging nicht an Böttner.

01:05:11: Er hat tatsächlich versucht, die Kellnerinnen aus dem Englisch-Pap zu erreichen, aus dem er rausgeflogen war.

01:05:17: Also die fand er irgendwie ganz toll.

01:05:20: Ja, und damit kommen wir auch zu dem Grund, warum ich diesen Fall ausgesucht habe.

01:05:24: und warum auch die Botschaft dahinter so wichtig ist.

01:05:27: Bürtner starb nicht, weil sie in Gefahr lebte, denn es gab keine Vorgeschichte, keine Beziehung zu ihrem Mörder, kein Drama, nicht mal eine kleine Romance und keinen Streit.

01:05:40: Sie kannte ihren Mörder nicht, hatte ihm nie etwas getan.

01:05:44: Bürtner war zur falschen Zeit am falschen Ort.

01:05:48: Sie starb, weil sie eine Frau war.

01:05:50: Und nur weil sie eine Frau war, wurde sie zur Zielscheibe.

01:05:54: Der Femizid an Bürtner ist Ausdruck eines tiefer liegenden Problems.

01:05:59: Wir leben in einer Welt, in der Frauen in Gefahr laufen, Gewalt zu erleben, einfach weil sie existieren.

01:06:05: Genau deshalb war es mir so wichtig, am Anfang der Folge zu erklären, dass Bürtner nicht naiv oder leichtsinnig gehandelt hat, als sie etwas getan hat, was in Island wirklich Gang und Gebe ist.

01:06:17: Es gilt dort nicht als verpönt oder gar gefährlich, zu fremden ins Auto zu steigen, sondern es gilt als praktisch und sinnvoll.

01:06:23: Wenn man bei minus fünf Grad jemand anbietet, dich ein Stück in die richtige Richtung mitzunehmen, dann sagst du auf Island nicht nein.

01:06:30: Und du steigst ein.

01:06:31: Und Birtner ist eingestiegen.

01:06:34: Das friedliche Bild Islands ist nach dieser Tat gebrochen.

01:06:38: Der Femizid an Birtner hat tiefgreifende Auswirkungen auf das kollektive Sicherheitsgefühl der Isländerinnen und Isländer.

01:06:45: Die Tat erschüttert das Selbstverständnis einer offenen friedlichen Gesellschaft und verändert sie spürbar.

01:06:52: Wie sehr dieser Fall Island und seine Gesellschaft verändert hat, auch darüber habe ich mit Professor Kunz gesprochen.

01:06:59: Vorher war Island anders als nachher.

01:07:02: Es ging jetzt so klischeehaft.

01:07:04: Das

01:07:04: sagt man so, dieser Fall hat mich so berührt und die ganze Welt verändert.

01:07:09: Es war aber wirklich so.

01:07:10: Die Islander haben vorher ein größeres Vertrauen in sich, in ihre Mitmenschen und vor allem auch in Ausländer gehabt.

01:07:20: Die Autos wurden nicht verschlossen, die Wohnungen, die Häuser, die Haustüren wurden nicht zugesperrt.

01:07:26: Man ist ja auch auf Island auch aufeinander angewiesen.

01:07:29: Jetzt vielleicht nicht in der Stadt wie Reykjavik, aber sobald man aufs Land geht, da hast du im Winter Schneestürme, da ist alles vereist, da kommst du manchmal einfach nicht zur nächsten Tankstelle, zur nächsten Servicestation.

01:07:42: Da kriegst du nicht immer ärztliche Hilfe oder welche Hilfe du auch immer brauchst, weil manchmal auch ganze Landstrecken einfach abgeschnitten sind von der Außenwelt.

01:07:54: Und dementsprechend glauben die aneinander und haben da wirklich einen Urvertrauen.

01:07:58: Und das wurde erschüttert, weil eines ihrer Mädchen von einem Ausländer ermordet wurde.

01:08:04: Und das ist tatsächlich was, was nachhaltig die Leute verändert hat.

01:08:09: Und ich glaube, Bis heute.

01:08:11: Also ich glaube tatsächlich, wenn man die Leute fragt, dass da ganz, ganz viele ruhig werden und diesen Fall immer noch vor Augen haben.

01:08:19: Und mir geht es genauso.

01:08:20: Und deswegen präsentiere ich diesen Fall auch euch jetzt heute noch mal im Rahmen dieses Podcastes sehr, sehr gerne, weil ich denke, es ist ein wirklich außergewöhnlicher rechtsmedizinischer Fall.

01:08:30: Heutzutage würde keiner mehr in ein fremdes Auto reinsteigen nach zum Fünf.

01:08:36: Also auch ich würde meinen Mädels sagen, sag mal, spinnt ihr.

01:08:38: Hier ist Geld für ein Taxi.

01:08:40: Aber damals war das okay.

01:08:43: Das muss man einfach sagen.

01:08:45: Die hat nichts falsch gemacht in ihrer damaligen Auffassung.

01:08:48: und so wie Reykjavik, so wie Island damals getickt hat.

01:08:51: Da war es in Ordnung, zu einem Fremden ins Auto zu steigen, wenn der in die gleiche Richtung gefahren ist.

01:08:56: Das muss man einfach so sagen.

01:08:58: Und ich finde es extrem schade, dass das nicht mehr so ist.

01:09:02: Also, dass dadurch, sicherlich nicht nur durch diesen Mord, aber durch eben, ja, wie unsere Gesellschaft sich verändert, eine gewisse Naivität, eine gewisse einfach Vertrautheit kaputtgemacht wurde.

01:09:14: Das finde ich einfach so schlimm.

01:09:16: Also, nicht nur hat die Familie hier jemanden verloren, den sie geliebt hat, sondern auch das Land wurde verändert und jede... Vor allem junge Frau, die irgendwie feiern geht in diesem Land, hat ab dieser Nacht auch ein... nicht mehr ganz so gutes Gefühl.

01:09:32: Und das ist einfach so schade, weil ich erinnere mich auch noch an so einige Kindheitstage bei mir in der Jugend, wo wir nach irgendeinem Dorf fest betrunken auf dem Fahrrad durch den Wald nach Hause gefahren sind.

01:09:45: Und ich mir keine Gedanken gemacht habe und ich wünsche mir das eigentlich für jede junge Person, dass sie egal wann nach Hause fahren kann.

01:09:54: ohne dabei irgendwie sich Sorgen machen zu müssen, dass das ihre letzte Nacht ist.

01:09:59: Und deswegen ist das so schrecklich, dass ein Mann, der irgendwie in dieser Nacht keine Ahnung was gesucht hat, Hass auf Frauen oder Befriedigung, diesem Land und so vielen Menschen dieses Gefühl genommen

01:10:12: hat.

01:10:13: Ja, und Bötners Eltern, die wollen eigentlich irgendwie sich dagegen stemmen, die rufen zur Versöhnung und zur Offenheit auf.

01:10:20: Sie wollen nicht, dass Hass aus Bötners Tod erwächst.

01:10:24: Denn als herauskommt, dass ein Grünländer die Tat begangen hat, wird auch Ausländern in Island mit immer mehr Misstrauen begegnet.

01:10:32: Aber wird das Tod löst in Island auch eine nie da gewesene Welle an Mitgefühl und Zusammenhalt aus.

01:10:38: Soziale Medien füllen sich mit Beilatsbekundung und der Hashtag eck er bürtner, ich bin bürtner, wird zum Symbol der Solidarität.

01:10:48: Am Abend des achtundzwanzigsten Januarz, zwei Tausend siebzehn, wenige Tage nach dem Fund ihrer Leiche, versammeln sich fast zehntausend Menschen im Zentrum von Reykjavik zu einem stillen Gedenkmarsch.

01:11:00: Das sind zwei Komma fünf Prozent der isländischen Gesamtbevölkerung.

01:11:04: Krass.

01:11:04: Rechnet man das hoch auf unsere Bevölkerungsgröße, dann ist das so, als würden sich hier in Deutschland mehr als zwei Millionen Menschen zu einem Trauermarsch treffen.

01:11:12: Krass.

01:11:13: Das ist so unglaublich.

01:11:15: Der Marsch beginnt nahe der Stelle, wo Birtner zuletzt lebend gesehen wurde.

01:11:20: Die Menschen laufen schweigen durch die Kälte, halten Kerzen in den Händen und ziehen durch die Innenstadt zur Küste.

01:11:27: Viele legen Blumen, Briefe, Steine oder Teelichter nieder, besonders am Ufer, wo Bürtners Leiche entdeckt wurde.

01:11:34: Es wird nicht gesprochen, keine Musik gespielt.

01:11:37: Später

01:11:38: spricht der damalige isländische Präsident sein Mitleid aus.

01:11:42: Er nimmt auch an Bürtners Beerdigung teil, die am dritten Februar stattfindet.

01:11:46: Die Flaggen der Kirche, die hoch auf einem Hügel über Rikjavík, Quén und das Stadtbild prägen, wehden an diesem Tag auf Halbmast.

01:11:55: Bündnisfreunde tragen den weißen Sarg, der mit rosafarbenen Rosen geschmückt ist aus der Kirche.

01:12:01: Dem Kameramann des staatlichen Fernsehsenders, der die Szenerie filmt, laufen Tränen über die Wangen.

01:12:09: In alten Reiseführern steht immer noch, dass es in Island kaum Gewalttaten gibt.

01:12:14: Im weltweiten Vergleich stimmt das nach wie vor.

01:12:17: Und dennoch, die eins so ungewöhnlich niedrige Mordrate ist gestiegen.

01:12:22: In den Jahren Nineteinundneunzig bis Zwei-Tausendneunzehn ereigneten sich im Durchschnitt Eins-Kommerneun-Mordfälle pro Jahr.

01:12:30: In vielen Jahren gab es keinen einzigen unnatürlichen Todesfall.

01:12:34: Seit Zwei-Tausendneunzehnzig ist diese Zahl auf mittlerweile Vier-Kommervier-Mordfälle pro Jahr gestiegen.

01:12:39: Gruselig.

01:12:40: Wirdners Tod im Jahr Zwei-Tausendneunzehn war für das Land mehr als ein tragisches Verbrechen.

01:12:46: Kollektiver Schock.

01:12:48: Der sinnlose Mord an einem willkürlich gewählten Opfer hat dieses Land mit seinem sehr starken Gemeinschaftssinn nachhaltig verwundet.

01:12:57: Bis heute liebt die Erinnerung an Böttner als Mahnung weiter.

01:13:01: Dafür, dass Sicherheit für Frauen leider kein Selbstverständnis ist.

01:13:06: Wow, ja, also und das tatsächlich auch wahrscheinlich ein Viel zutreffenderer Krimi wäre.

01:13:14: Also diese ganzen absurden Plots, die man so aus Island liest, das spiegelt halt nicht die Realität wieder, sondern Gewaltverbrechene und Frauen sind leider die Realität und ein viel zu häufig zutreffenderer

01:13:27: Fall.

01:13:27: Ja, und ich finde, man erkennt es so gut an diesem Fall.

01:13:31: Also gerade auch mit dieser Geschichte mit Nikolaj, weil du denkst so, ah ja, okay, die kennen sich, die sehen sich jedes Mal, wenn er in der Stadt ist, er ist irgendwie sauer auf sie.

01:13:39: Also man versucht da ja, so Gründe hinterzufinden.

01:13:41: Und am Ende des Birtener einfach in ein Auto gestiegen und ein wildfremder Mann hat sie ermordet.

01:13:48: Und es gab keine Vorgeschichte, nichts.

01:13:51: Und es war wirklich einfach nur, weil sie eine Frau war.

01:13:53: Also wenn sie als Mann in das Auto gestiegen wäre, wäre wahrscheinlich nichts passiert.

01:13:57: Und

01:13:57: dann ist dieser Mann einfach wieder aufs Schiff gegangen und hat ganz normal weitergearbeitet, als wenn das die normalste Nacht... Er war, war.

01:14:05: Und das macht es auch so unfassbar gruselig.

01:14:08: Und es ist aber auch irgendwie so krass, dass diese zwei Männer unterwegs waren und nur so einen kurzen Zeitraum sie mal nicht zusammen waren.

01:14:16: Und da hat sich ein ganzes Land verändert in nur dieser kurzen Zeitspanne.

01:14:20: Ja, vielleicht, wenn ihr das nächste Mal ein Krimi lest aus Island, dann denkt doch an Böttner und daran, dass leider Dieses sonst so friedliche Land durch diesen Fall für immer verändert wurde.

01:14:36: Vielen Dank, dass ihr diese Woche zugehört habt.

01:14:38: Wir

01:14:38: freuen uns natürlich immer über euer Feedback, schaut gerne mal auf Instagram vorbei unter Mode of Ex-Podcast oder auf TikTok oder auf Facebook.

01:14:44: Und wir freuen uns natürlich auch, wenn ihr diesen Podcast empfehlt, abonniert, hört und freuen uns auf euch nächsten Montag.

01:14:52: Bis dann, ciao.

01:14:54: Cheers.

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